Samstag, 22. März 2025

Der brave Soldat Schwejk - ein tschechischer Nationalepos

Der brave Soldat Schwejk

»Der brave Soldat Schwejk« - der unvollendete antimilitaristisch-satirischer Schelmenroman von Jaroslav Hašek - ist ein tschechisches Nationalepos. - Wer kennt ihn nicht, den um keine Ausrede verlegenen guten Soldaten Josef Švejk, der seine Vorgesetzten zur Raserei brachte, sich aber mit seinem treuen Blick und seinen skurrilen Geschichten jedes Mal vor der drohenden Bestrafung rettete?

Dieser Soldat Schwejk ist ein böser und gewitzter Schelm und in jedem Tschechen steckt ein kleiner Schwejk. Schwejk (tschechisch Švejk) ist ein Naionalcharakter - ein typischer Prager Charakter, der durch Witz und Verschlagenheit auffällt und sich mit List und Witz durchs Leben schlägt und sich als Soldat der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg mit Chuzpe, also einer „Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit“, vor dem Kriegseinsatz zu drücken versucht. Zunächst lebt Schwejk zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Prag als Hundehändler. Er ist naiv und tölpelhaft, meistert sein Leben aber mit Witz und Bauernschläue.



Dieser gewitzte Schwejk steht im ständigen Kampf mit Bürokratie, staatlicher Willkür und Militarismus. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird er als Reservist in die österreichisch-ungarische Armee einberufen. Wie die meisten Bürger in den „Untertanenvölkern“ hat der Böhme/Tscheche Schwejk wenig Lust, für die Donaumonarchie in den Krieg zu ziehen.

Seine Laufbahn beim Militär, seine Spital- und Gefängnisaufenthalte, sein Fronteinsatz, seine Kriegsgefangenschaft und nicht zuletzt seine amourösen Abenteuer: Stets schafft es Schwejk, sich mit der Hilfe von guten Freunden und vor allem mit seinem unerschöpflichen Repertoire an Anekdoten aus der Affäre zu ziehen. Sein Mut gegenüber Autoritäten und seine stoische Gelassenheit im Angesicht des „alltäglichen Wahnsinns“ machen ihn zum sympathischen Lebenskünstler. Der brave Soldat Schwejk wurde zum Sinnbild des Widerstands gegen jegliche Obrigkeit über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus.


»Der Soldat Schwejk« in der damaligen Original-Übersetzung ist ja inzwischen ein Klassiker, Bestandteil der Kultur. In Tschechien gehört der »Švejk« längst zum Nationalerbe die Figur ein Nationalheld. In Zeiten der Okkupation war er ein Widerstandsbuch – über die Rolle, die das Buch für die Tschechen spielt, informiert Jaroslav Rudiš’ sehr persönliche Nachbemerkung. Hierzulande hat er sich vor allem durch die Verfilmungen mit Heinz Rühmann oder Fritz Muliar oder die Zeichnungen von Josef Lada auch bildlich ins Gedächtnis eingeprägt.

Literatur:

Novalis
Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg
von Jaroslav Hašek

Samstag, 15. März 2025

Angelika Kauffmann - eine wegweisende Historienmalerin

Angelica Kauffmann by Angelica Kauffmann.jpg

Angelika Kauffmann (1741-1807) gilt als erste Künstlerin von europäischem Rang. International anerkannt, gebildet und bestens vernetzt, durchlief sie eine bespiellose Karriere und zählte zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des Klassizismus in London und Rom. Von Goethe oder Herder bewundert, gehörten Königinnen und Kaiser aus ganz Europa zu ihren Auftraggebern.

»The whole world is angelicamad«, verrückt nach Angelika, umschreibt den Mythos Kauffmann, der schon zu ihren Lebzeiten einsetzte. Zu ihrem außergewöhnliches Leben und Werk gehört Kauffmanns Wirken in England, besonders als erstes weibliches Mitglied der »Royal Academy of Arts«.

Sie gilt als wegweisende Historienmalerin, modemachende Porträtistin und Verfechterin eines neuen Männlichkeitsideals. Durch ihren Vater, den Maler Joseph Kauffmann, kam Angelika bereits früh zur Malerei. Das früheste Bild, das von ihr erhalten ist, hat sie im Alter von 13 Jahren gemalt. Neben ihrer Begabung für die Malerei stand gleichwertig die Begabung für die Musik, so dass sie lange gespalten war, welchem Talent sie folgen sollte. Stilrichtung und Thematik der Werke Kauffmanns lassen sich zwischen Rokoko und Klassizismus ansiedeln.

Ihre Bilder waren meist durch mythologische und religiöse Inhalte bestimmt. Daneben malte sie Porträts berühmter Persönlichkeiten ihrer Zeit, beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe und Johann Joachim Winckelmann (1764), mit dem sie eine enge Freundschaft verband und der sie stark beeinflusste.

Johann Gottfried von Herder

Die laut Johann Gottfried Herder „vielleicht kultivierteste Frau in Europa“ war eine weltoffene Künstlerin des Klassizismus von europäischem Rang. Bewundert für ihr künstlerisches Talent, ihre umfassende Bildung und ihren vorbildlichen Charakter, durchlief Kauffmann eine für Frauen damals beispiellose Karriere. Sie trat mit bemerkenswerten Frühwerken in Erscheinung, ließ sich in Italien ausbilden und kam in London als Historien- und Bildnismalerin zu Ruhm und Reichtum. Schließlich eröffnete die kluge, sehr gut vernetzte Geschäftsfrau in Rom eines der bestbesuchten Ateliers ihrer Zeit.

Die als Wunderkind gefeierte Schweizerin – die von 1741 bis 1807 lebte – hatte erste Erfolge in London und arbeitete später in Rom. Ihre Werke hätten einen regelrechten Kauffmann-Kult ausgelöst,

Vom englischen Hof gefördert, setzte sie sich früh als Porträtistin und Historienmalerin durch und erhielt Aufträge aus ganz Europa. Leihgeber der Ausstellung sind unter anderem Queen Elizabeth II., das British Museum und das Victoria-and-Albert-Museum in London, die Eremitage in St. Petersburg und die Uffizien in Florenz.

Literatur:

Verrückt nach Angelika Kauffmann
Verrückt nach Angelika Kauffmann
von Bettina Baumgärtel

Donnerstag, 6. März 2025

Michelangelo Buonarroti 550. Geburtstag

Michelangelo Buonarroti

Michelangelo Buonarroti wurde vor 550 Jahren am 6. März 1475 geboren. Michelangelo stammte aus einer angesehenen Bürgerfamilie in Florenz, die zur Partei der Guelfen gehörte. Er war der zweite Sohn des Lodovico di Leonardo Buonarroti Simoni und der Francesca di Neri und wurde am 6. März 1475 in Caprese in der heutigen Provinz Arezzo geboren, wo sein Vater für ein Jahr als Stadtvogt amtierte. Danach zog seine Familie nach Florenz zurück.

Michelangelo Buonarroti

Der italienische Bildhauer, Maler und Architekt hieß eigentlich Michelagniolo di Lodovico di Leonardo di Buonarroti Simoni. Michelangelo gilt als größter Künstler der Hochrenaissance. Er stammte aus adeliger, aber nicht reicher Familie. Seine Ausbildung als Maler erhielt er bei Domenico Ghirlandaio.

Er behauptete immer, die Malerei sei nicht sein Geschäft; er war sich der Hoffnungen seiner Feinde bewusst, dass eine große Unternehmung in Freskomalerei seine Fähigkeiten übersteigen würde; und er ging das Projekt mit Bedenken und Widerwillen an. Tatsächlich ist dieses ihm aufgedrängte Werk bis heute sein wichtigster Ruhmestitel geworden.

Seine Geschichte ist die eines unbeugsamen Willens und fast übermenschlicher Energie, wenn auch sein Wille sich kaum jemals durchsetzen konnte und seine Energie immer mit den Umständen kämpfte. Das einzige Werk seines ganzen Lebens, das er entsprechend seiner ursprünglichen Vorstellung vollenden konnte, war die Dekoration der Sixtinischen Decke.

Michelangelo gehörte neben Raffael und Leonardo da Vinci zu dem Dreigestirn der Maler der Hochrenaissance.
Michelangelo war ein in sich gekehrter Künstler, der nie nach draußen schaute. Raffael war genau das Gegenteil. Er saugte alles auf, was er sah und nahm alle Eindrücke als Anregung für sein künstlerisches Schaffen auf.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Wandgemälde »Das jüngste Gericht« in der Sixtinischen Kapelle. Am Hof der Medici in Florenz kam Michelangelo mit den Idealen der Renaissancephilosophie und mit dem Humanismus in Berührung. Im Jahre 1505 berief Papst Julius II. den Künstler nach Rom. Neben den Päpsten waren die Medici und die Stadt Florenz Zeit seines Lebens seine wichtigsten Auftraggeber.

Kunst, die enthüllt oder als Schönheit wieder verhüllt, die Wahrheit wieder verschleiert, ist ein bewusstes und gewolltes Nachvollziehen des Schöpfungszyklus.

1547 übernahm Michelangelo die Bauleitung am immer noch fragmentarischen neuen Petersdom. Unter Rückbezug auf die Pläne seines Vor-Vorgängers Donato Bramante entwarf er auch die Rippenkuppel inmitten eines Zentralbaues, die jedoch erst nach seinem Tod in veränderter Form von Giacomo della Porta ausgeführt wurde.

Michelangelo Buonarroti verstarb am 18. Februar 1564 in Rom. Er wurde in der Kirche Santa Croce in Florenz beigesetzt.


Literatur:

Antonio Forcellino: Michelangelo. Eine Biographie. München 2006, ISBN 3-88680-845-9.
Frank Zöllner, Christian Thoenes, Thomas Pöpper: Michelangelo 1475–1564. Das vollständige Werk. Taschen Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8228-3053-6.
Horst Bredekamp: Michelangelo – Fünf Essays, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2009, ISBN 978-3-8031-5179-7.
Volker Reinhardt: Der Göttliche. Das Leben des Michelangelo. Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-59784-8