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Donnerstag, 6. März 2025

Michelangelo Buonarroti 550. Geburtstag

Michelangelo Buonarroti

Michelangelo Buonarroti wurde vor 550 Jahren am 6. März 1475 geboren. Michelangelo stammte aus einer angesehenen Bürgerfamilie in Florenz, die zur Partei der Guelfen gehörte. Er war der zweite Sohn des Lodovico di Leonardo Buonarroti Simoni und der Francesca di Neri und wurde am 6. März 1475 in Caprese in der heutigen Provinz Arezzo geboren, wo sein Vater für ein Jahr als Stadtvogt amtierte. Danach zog seine Familie nach Florenz zurück.

Michelangelo Buonarroti

Der italienische Bildhauer, Maler und Architekt hieß eigentlich Michelagniolo di Lodovico di Leonardo di Buonarroti Simoni. Michelangelo gilt als größter Künstler der Hochrenaissance. Er stammte aus adeliger, aber nicht reicher Familie. Seine Ausbildung als Maler erhielt er bei Domenico Ghirlandaio.

Er behauptete immer, die Malerei sei nicht sein Geschäft; er war sich der Hoffnungen seiner Feinde bewusst, dass eine große Unternehmung in Freskomalerei seine Fähigkeiten übersteigen würde; und er ging das Projekt mit Bedenken und Widerwillen an. Tatsächlich ist dieses ihm aufgedrängte Werk bis heute sein wichtigster Ruhmestitel geworden.

Seine Geschichte ist die eines unbeugsamen Willens und fast übermenschlicher Energie, wenn auch sein Wille sich kaum jemals durchsetzen konnte und seine Energie immer mit den Umständen kämpfte. Das einzige Werk seines ganzen Lebens, das er entsprechend seiner ursprünglichen Vorstellung vollenden konnte, war die Dekoration der Sixtinischen Decke.

Michelangelo gehörte neben Raffael und Leonardo da Vinci zu dem Dreigestirn der Maler der Hochrenaissance.
Michelangelo war ein in sich gekehrter Künstler, der nie nach draußen schaute. Raffael war genau das Gegenteil. Er saugte alles auf, was er sah und nahm alle Eindrücke als Anregung für sein künstlerisches Schaffen auf.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Wandgemälde »Das jüngste Gericht« in der Sixtinischen Kapelle. Am Hof der Medici in Florenz kam Michelangelo mit den Idealen der Renaissancephilosophie und mit dem Humanismus in Berührung. Im Jahre 1505 berief Papst Julius II. den Künstler nach Rom. Neben den Päpsten waren die Medici und die Stadt Florenz Zeit seines Lebens seine wichtigsten Auftraggeber.

Kunst, die enthüllt oder als Schönheit wieder verhüllt, die Wahrheit wieder verschleiert, ist ein bewusstes und gewolltes Nachvollziehen des Schöpfungszyklus.

1547 übernahm Michelangelo die Bauleitung am immer noch fragmentarischen neuen Petersdom. Unter Rückbezug auf die Pläne seines Vor-Vorgängers Donato Bramante entwarf er auch die Rippenkuppel inmitten eines Zentralbaues, die jedoch erst nach seinem Tod in veränderter Form von Giacomo della Porta ausgeführt wurde.

Michelangelo Buonarroti verstarb am 18. Februar 1564 in Rom. Er wurde in der Kirche Santa Croce in Florenz beigesetzt.


Literatur:

Antonio Forcellino: Michelangelo. Eine Biographie. München 2006, ISBN 3-88680-845-9.
Frank Zöllner, Christian Thoenes, Thomas Pöpper: Michelangelo 1475–1564. Das vollständige Werk. Taschen Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-8228-3053-6.
Horst Bredekamp: Michelangelo – Fünf Essays, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2009, ISBN 978-3-8031-5179-7.
Volker Reinhardt: Der Göttliche. Das Leben des Michelangelo. Verlag C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-59784-8


Samstag, 20. Juli 2024

Das geheimnisvolle Volk der Etrusker

Badisches Landesmuseum

Die Etrusker bestimmten als eine der frühen Hochkulturen Italiens das Schicksal des westlichen Mittelmeerraums vom 10. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. Die Etrusker, die Tusci, haben der „Toskana“ ihren Namen gegeben. Vermutlich wanderten sie aus Kleinasien in das Gebiet der heutigen Toskana ein, aber sicher weiß man das nicht. Fest steht hingegen, dass dieses Volk schon 1.000 Jahre vor Christus eine hoch entwickelte Kultur hatte. Ein Volk, das 600 Jahre vor Christus fast das gesamte westliche Mittelmeer beherrschte, 200 Jahre später sang- und klanglos in die römische Gesellschaft integrierte und damit verschwand.

Das geheimnisvolle Volk der Etrusker hat der Forschung eine Reihe von bis heute ungelösten Rätsel gestellt. Ihre Sprache zählt zu den untergegangenen, jedoch schriftlich überlieferten altmediterranen, nicht-indoeuropäischen Idiomen. Als gesprochene Sprache starb das Etruskische zwar zu Beginn der Zeitenwende aus, wurde jedoch von den Haruspices (Sehern) als Ritualsprache noch bis in das 5. nachchristliche Jahrhundert hinein gebraucht. Sie ist mit keiner modernen Sprache der Welt verwandt, weist jedoch eine Nähe zu zwei antiken Sprachen, dem auf der ägäischen Insel Lemnos gesprochenen Lemnischen und dem Rätischen in Norditalien auf.

Die Etrusker

Die Etrusker

Über die Herkunft der Etrusker gibt es verschiedene Theorien. Während die eine sie als Einwanderer sieht, die nach 1000 v. Chr. aus dem kleinasiatischen Lydien auf die Apenninenhalbinsel immigriert sind, wird sie von einer anderen als authochtone Bevölkerung betrachtet, die sich aus der früheisenzeitlichen Villanova-Kultur entwickelt hat. Da die Träger der etruskischen Kultur ursprünglich nicht einer ethnischen Einheit angehörten, wird nach dem heutigen Wissensstand eine Synthese aus beiden Theorien als höchst wahrscheinlich angesehen: Eine alt-mediterrane Volksschicht entwickelte bis um 1.000 v. Chr. eine sesshafte Bauernkultur, in welche fremde Volkselemente sowohl aus dem Osten (phönizische Seefahrer) als auch aus dem Norden (indogermanische Italiker) eindrangen.

Die so entstandene Villanova-Kultur wurde durch eine Schicht von Einwanderern aus Kleinasien überlagert, was durch die Genforschung bestätigt werden konnte. Aus der Vermischung mit der lokalen Bevölkerung entwickelte sich das etruskische Volk. Die Eigenbezeichnung der Führungsschicht, die sich selbst [gem. Herodot nach ihrem legendären Anführer] als Rasenna (etrusk.-griech.: Tyrsenoi/Tyrrenoi/ = Gefolgsleute des [Ra]sen[na]) bezeichnete, sollte schließlich zur Bezeichnung des gesamten Kulturvolkes werden, das von den Lateinern als Etrusci/Tusci bezeichnet wurde.

Die bildliche Darstellung der etruskischen Götter und ihre Verehrung in Tempeln geht, ebenso wie die etruskische Schrift auf griechische Vorbilder zurück. Die etruskische Kultur blühte vom 7. bis 2. vorchristlichen Jahrhundert in einem Gebiet, das heute als Toskana bezeichnet wird. Das Etruskertum griff jedoch auch auf die benachbarten Gebiete über, so zwei der ersten sieben Könige Roms etruskischer Herkunft waren.

Mit der Lex Julia de civitate (90 v. Chr.) wurde zwar die Unterwefung unter Rom besiegelt und die Lateinisierung des etruskischen Bereiches eingeleitet, sie führte jedoch auch zur Einmündung des etruskischen Geistes in die römische Kultur, die ohne entsprechende Vorleistungen ein anderes Anlitz bekommen hätte.

Weblinks:

Die Etrusker - Weltkultur im antiken Italien - www.landesmuseum.de

Etrusker - YouTube

Etruskische Geschichte: Niedergang der Etrusker - YouTube

Die Etrusker - Wegbereiter des antiken Rom - YouTube


Literatur:

Die Etrusker
Die Etrusker
von Friederike Bubenheimer-Erhart

Samstag, 29. Juni 2024

Český Krumlov - romantische Stadt an der Moldau










Die Stadt Český Krumlov liegt an beiden Ufern der Moldau, die an dieser Stelle eine Flussschleife bildet, von der sich die Ortsbezeichnung „krumme Au“ ableitet, auf einer Höhe von 509 m über dem Meeresspiegel, etwa 58 km nördlich der österreichischen Stadt Linz. An dem Schleifenbogen liegt die Altstadt und auf dem Felsen thronend gegenüber das Schloß.

Das historische Stadtzentrum ist seit 1992 Weltkulturerbe.Die Innenstadt befindet sich rechtsseitig des Flusses in der Flussschleife; nördlich davon liegen linksseitig der Moldau auf dem Sporn zwischen der Moldau und ihrem Zufluss Polečnice (Blätterbach) das Schloss.



Nur wenige Städte auf der Welt haben sich wie Böhmisch Krumau ihren mittelalterlichen Renaissance-Charme bewahrt.


Das Städtchen, über dem die prächtige Burg thront, hütet bis heute zahlreiche uralte Geheimnisse und an jeder Ecke sind stumme Zeugen ruhmreicher Ereignisse zu sehen. Dazu gehören auch die Abenteuer des mächtigsten böhmischen Adelsgeschlechts, der Herren von Rosenberg, die wegen ihres schönen Wappens, auf dem eine fünfblättrige Rose dargestellt ist, auffallen. Dreihundert Jahre residierte dieses Adelsgeschlecht auf der Burg in Böhmisch Krumau und machte aus ihr einen prächtigen Renaissance-Herrschaftssitz, der der Prager Burg in nichts nachstand.

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören Schloss Český Krumlov, die St. Veri-Kirche, das Minoriten- und Klarissenkloster, das Rathaus und die Mantelbrücke.

Das Schloss Český Krumlov ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien und umfasst eine Gesamtfläche von zehn Hektar.

Die Sankt-Veit-Kirche von 1309 wurde 1407 bis 1439 umgebaut. Der Chor wurde vor 1500 von der Bauhütte des Hans Gezinger errichtet, die seit 1497 in Krumau tätig war. Der Hauptaltar wurde 1673–1683 neu geschaffen und die Kirche 1725–1726 barockisiert. In der Kirche befand sich die Plastik der „Krumauer Madonna“, die um 1390 geschaffen wurde und die sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet.

Das Minoriten- und Klarissenkloster mit der Kirche Corpus Christi und Mariä Schmerzen wurde im 14. Jahrhundert errichtet und 1649–1681 barock umgestaltet.

Das Rathaus entstand um 1580 durch die Verbindung zweier älterer Häuser.

Die Mariensäule auf dem Marktplatz wurde 1716 errichtet.

Die Mantelbrücke wurde 1767 als ein dreigeschossiger Verbindungsgang zwischen Residenz, Garten und Theater geschaffen.

Die mittelalterliche Stadt bietet eine Zeitreise in die Vergangenheit. Die in uralten Kellergewölben untergebrachten Kneipen erinnern ebenfalls an das raue Mittelalter und ermöglichen so eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Weblink:

https://czechtourism.com/tourists/stories/cesky-krumlov/?lang=de-DE Ein unendliches Märchen

Donnerstag, 27. Juni 2024

Giorgio Vasari 450. Todestag

Giorgio Vasari

Giorgio Vasari starb am 27. Juni 1574 in Florenz. Vasari war ein italienischer Architekt, Hofmaler der Medici und Biograf italienischer Künstler, darunter Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo.

Schon als junger Mann zeichnete er bedeutende Werke für die eigene Arbeit als Maler ab und sammelte später auf vielen Reisen durch Italien weitere Daten und Skizzen.

Mit dem republikanischen Umsturz von 1527 floh Vasari aus Florenz in seine Heimatstadt Arezzo, wo er erste Aufträge erhielt. 1530 war er erstmals in Rom, ab 1531 arbeitete er wieder im Auftrag der Medici.

Er gilt durch seine Schriften über das Leben und Werk zeitgenössischer Meister als einer der ersten Kunsthistoriker. Sein Hauptwerk sind die Leben der hervorragendsten Künstler - kurz: »Vite« - erstmals erschienen 1550 und im Laufe der Jahre erweitert. Sie sind ein unentbehrliches Quellenwerk gerade für die Kunst der Renaissance.

Vasari lässt den Betrachter eintauchen in die Welt der Renaissance. 1550 veröffentlichte er in Florenz sein berühmtes Werk »Lebensbeschreibungen der herausragenden Architekten, Maler und Bildhauer Italiens«.

Die Kunst der italienischen Renaissance: Architektur - Skulptur - Malerei - Zeichnung
Die Kunst der italienischen Renaissance:
Architektur - Skulptur - Malerei - Zeichnung


Vasaris künstlerisches Schaffen liegt in der Zeit der Hochrenaissance, Kennzeichnend sind Vasaris Nähe zur Antike und seine lebenslange Verbundenheit zu den Idealen der Renaissance.


Georgio Vasari ist der Architekt des »Palazzo degli Uffizi«, ein seit 1560 für die florentinische Stadtverwaltung erbauter Palast, der heute eine der berühmtesten Kunstsammlungen mit Werken der Malerei und Plastik, besonders der florentinischen Renaissance, birgt.

Giorgio Vasari war der Erste, der den Ruhm der Renaissance-Künstler aus Florenz verbreitete. Geboren wurde der Univeralkünslter Vasari am 30. Juli 1511 in Arezzo.

Literatur:

Giorgio Vasari: Der Erfinder der Renaissance
Giorgio Vasari: Der Erfinder der Renaissance
von Gerd Blum

Die Kunst der italienischen Renaissance: Architektur - Skulptur - Malerei - Zeichnung
Die Kunst der italienischen Renaissance: Architektur - Skulptur - Malerei - Zeichnung
von Rolf Toman


Samstag, 22. Juni 2024

Die Renaissance war eine Zeitenwende

Botticelli Venus

Die Renaissance löst im 14. Jahrhundert eine wirtschaftliche, wissenschaftliche, technische, gesellschaftliche, religiöse und kulturelle Entwicklung aus, die einzigartig in der Geschichte ist.

Sie schafft einen neuen Typus Mensch, der nicht mehr nur glauben will, sondern den Dingen "auf den Grund" geht und der sich selbst als ein "göttliches Wesen" begreift. Die Dokumentation fahndet nach den Faktoren wie die Zerstörung Konstantinopels oder die Pest.

Oströmische Gelehrte bringen das verlorene Wissen der Antike in den Westen, lösen Innovationsschübe in allen Fakultäten aus. Doch die Renaissance ist mehr als die "Wiedergeburt der Antike", denn sie wird die Kenntnisse der Antike überflügeln.

Die Dokumentation analysiert die Kettenreaktion des Fortschritts und ihre Auswirkung auf die Gegenwart. Sie wagt den Brückenschlag von der (Wieder-)Erfindung der Zentralperspektive zu CAD-Systemen, von Leonardos Maschinen-Mensch zu autonomen Roboter-Kickern. Auch Global Player, Großbanken oder Massenkommunikation gab es schon in der Renaissance.

"Der Renaissance-Faktor" erzählt Geschichte phänomenologisch und erweitert die visuellen Instrumente der Dokumentation durch szenische "Zeitreisen" zu den Wendepunkten der Geschichte.

Weblink:

Zeitenwende - Die Renaissance - www.3sat.de

Das Dorf Vézelay im Burgund


Das alte Dorf Vézelay schmiegt sich sanft um einen Hügel, auf dessen Kuppe die Kirche liegt. Vezelay im Burgund ist ein Zentrum des Christentums seit dem Mittelalter ist es auch ein Sammelpunkt der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. Die Basilika Sainte-Madeleine und das Dorf sind als Weltkulturerbe von der UNESCO klassifiziert. Vézelay ist Teil der "schönsten Dörfer Frankreichs". Das Städtchen darf sich "un des plus beaux villages de France" nennen - eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Umgeben von Feldern und sanften Hügeln liegt das Gewirr der Gassen auf einem langgestreckten Bergrücken am Fuße des Morvan, Burgunds waldreichem Mittelgebirge. Über die steile, von Weinläden, Souvenirgeschäften und Restaurants gesäumte Rue St. Pierre schieben sich keuchend die Tagestouristen hinauf zur Place de la Basilique.

Die über tausendjährige Geschichte des Ortes begann im Jahr 858/859 mit der Gründung einer Benediktinerabtei durch Gerhard (Girard) II., Graf von Vienne, in einer Tallage unterhalb des heutigen Ortes (heute Saint-Père sous Vézelay). Das Kloster, zu Anfang ein Frauenkloster, wurde gemäß der Gründungsurkunde zu Ehren Christi und der Jungfrau Maria errichtet, als Schutzheilige kamen bereits in früher Zeit auch die Apostel Petrus und Paulus hinzu. Ausgestattet mit königlichen und päpstlichen Privilegien und von Papst Nikolaus I. mit Reliquien der Heiligen Pontianus und Andeolus beschenkt, wurde es in den folgenden Jahren in ein Männerkloster umgewandelt.

Im 12. Jahrhundert rief Bernhard von Clairvaux die Christen zum zweiten Kreuzzug auf. Als Hüter der Reliquien der heiligen Magdalena entwickelt das Dorf eine große spirituelle Anziehungskraft für Wallfahrer auf den Pilgerwegen nach Santiago de Compostela. Vézelay war nicht nur Sammelort der Pilger, sondern auch der Ritter aus ganz Europa.

In seiner Blütezeit lebten in Vézelay fast 10.000 Einwohner und Pilger aus allen Teilen Europas, heute sind es noch 700 Bewohner. In den hohen Kellergewölben des Ortes waren damals mehr Menschen untergebracht als in den beengten Häusern. Der Niedergang kam jedoch schnell. Nach den Verwüstungen zur Zeit des Hundertjährigen Kriegs wurde die Stadt von den Religionskriegen weiter geschwächt. Nach der Französischen Revolution diente die Basilika für kurze Zeit als Steinbruch. Prosper Mérimée kann sie gerade noch vor dem völligen Verfall retten.

Fassade der Basilika Sainte-Marie-Madeleine
Der Wallfahrtsort Vézelay in Burgund gehört zu den fünf Stätten, die 1979 als Erste in Frankreich ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurden.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die Basilika Sainte-Marie-Madeleine, im 12. Jahrhundert erbaute romanische Basilika des Burgund, seit 1979 UNESCO-Welterbe. Die Kirche gehört zu den meistbesuchten Gotteshäusern Frankreichs - und zum Weltkulturerbe. Die Porte Neuve, ein gut erhaltenes Stadttor mit massivem Turm aus dem Spätmittelalter. Die Chapelle la Cordelle, früher Chapelle Sainte-Croix genannt, wurde kurz nach seiner Kreuzzugspredigt im Jahre 1146 von Bernhard von Clairvaux errichtet. Die Kapelle befindet sich am Fuße des Hügels, auf dem Vézelay liegt.

Das Dorf hat Dichter, Schriftsteller und Künstler magisch angezogen. Das Dorf im Burgund gilt als Ort der Schriftsteller und Rebellen. Zu den Schriftstellern, die hier lebten, gehören Romain Rolland (1866–1944), Autor, Literaturnobelpreisträger 1915 und Jules Roy. Haben nicht Generationen von Künstlern und Schriftstellern hier ihren Ort der Erleuchtung gefunden? Gläubige, Schöngeister und Dichter - sie alle atmen hier den Geist der Romanik. Gläubige, Schöngeister und Dichter - sie alle atmen hier den Geist der Romanik.

Das Haus des Schriftstellers Jules Roy. Mit seinen Fenstern, von denen man auf die Basilika sieht, ist das Arbeitszimmer von Jules Roy, gestorben im Juni 2000, erhalten, wie der Schriftsteller es hinterlassen hat.


Weblinks:

Das Dorf Vézelay - Tourisme en Bourgogne - www.burgund-tourismus.com

Vézelay - Tourismus, Urlaub & Wochenenden - www.france-voyage.com

Samstag, 15. Juni 2024

Kloster Lorsch - im Mittelalter ein kirchliches Zentrum

Kloster Lorsch

Das Kloster Lorsch war eine Benediktinerabtei in Lorsch im südhessischen Kreis Bergstraße in Deutschland. Es wurde 764 gegründet und war bis zum hohen Mittelalter ein Macht-, Geistes- und Kulturzentrum. 1232 kam das Kloster zum Erzstift Mainz und wurde 1461 an die Kurpfalz verpfändet, die das Kloster 1564 aufhob.

Das Kloster war im Mittelalter eines der größten kirchlichen Zentren, das im ganzen Frankenreich bekannt war. Die berühmte Torhalle, eines der ganz wenigen Denkmäler der Karolinger Zeit, das über die Jahrhunderte hinweg sein ursprüngliches Aussehen bewahrt hat, erinnert an die vergangene Größe einer einst mächtigen Klosteranlage.

Kloster Lorsch

Das Kloster wurde, laut dem Lorscher Codex, als adeliges Eigenkloster von dem Robertiner Cancor (Graf in Alemannien bis 758 und bis zu seinem Tod 771 Graf im Rheingau) und seiner Mutter Williswinth an der Weschnitz gegründet.

Wichtige überlieferte Zeugnisse sind der Lorscher Codex (Codex Laureshamensis), ein umfassendes Güterverzeichnis, das Lorscher Evangeliar (Codex Aureus Laureshamensis), aber auch der Lorscher Bienensegen, die ehemalige Bibliothek und die Torhalle des Klosters, auch Königshalle genannt, eines der wenigen vollständig erhaltenen Baudenkmale aus der Zeit der Karolinger.

Die Lorscher Denkmäler gehören zu den bedeutendsten Relikten vorromanischer Baukunst in Deutschland. Sie wurden zusammen mit den archäologischen Überresten des nahe gelegenen Klosters Altenmünster 1991 in die Welterbeliste eingetragen. Das Kloster Lorsch (Abtei und Altenmünster) ist seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO.

Kloster Lorsch-Weblinks:

Willkommen im Kloster Lorsch - www.kloster-lorsch.de

Welterbe Areal Kloster Lorsch - www.welterbe-areal-kloster-lorsch.de

Kloster Lorsch - Unesco - www.unesco.de

Kloster Lorsch - Wikipedia - http://de.wikipedia.org/

Mittwoch, 1. Mai 2024

Wetzlar feiert das 250. Jubiläum von Goethes Werther


Zum 240. Erscheinen der "Leiden des jungen Werthers" feiert die Stadt Wetzlar an der Lahn Goethe. Vor 250 Jahren veröffentlichte Johann Wolfgang Goethe seinen wohl bekanntesten Roman "Die Leiden des jungen Werthers". In Wetzlar hat er die Geschichte erlebt, die er in diesem Briefroman niederschrieb.

So erhielt Wetzlar durch das Jugenderlebnis einen festen Platz in der Weltliteratur. An den Aufenthalt Goethes erinnern heute das Lottehaus und das Jerusalemhaus. An das Jubiläum der Veröffentlichung des Romans wird durch eine Veranstaltungsreihe gedacht. Höhepunkt ist die Ausstellung "Goethes Werther auf der Bühne".

"Die Leiden des jungen Werthers" sind ein von Johann Wolfgang von Goethe verfasster Briefroman, in dem der junge Rechtspraktikant Werther bis zu seinem Suizid über seine unglückliche Liaison zu der mit einem anderen Mann verlobten Lotte berichtet.

Innerhalb von nur vier Wochen will Johann Wolfgang von Goethe seinen Werther niedergeschrieben haben, im Februar 1774. Erschienen ist der Text zur Leipziger Buchmesse im folgenden Herbst. Goethe landete damit einen Bestseller. "Der junge Goethe war bis dahin eine Art Geheimtipp", sagt Joachim Seng, der Leiter der Bibliothek des Frankfurter Goethe-Hauses. Mit dem zuvor erschienenen Drama "Götz von Berlichingen" habe Goethe zwar bereits 1773 für eine Revolution im Theater gesorgt. Dieser Erfolg wurde nach dem Erscheinen des Briefromans jedoch deutlich übertroffen.

"Es ist das erste Mal, dass ein deutscher Roman europäisches Niveau erreicht", erklärt Seng. "Mit dem Werther tritt die deutsche Literatur in die Weltliteratur ein." Bis heute erfreue sich der Briefroman im Ausland großer Bekanntheit, selbst im asiatischen Raum.

Die wesentlichen Schauplätze des Werks sind in Wetzlar und Umgebung zu finden: Ab Mai 1772 war der junge Frankfurter Schriftsteller und Jurist Goethe in der Stadt an der Lahn, um als Praktikant am Reichskammergericht Erfahrungen zu sammeln. "Am Gericht hat er sich kaum aufgehalten und sich mehr dem gesellschaftlichen Leben gewidmet", berichtet Anja Eichler, die Leiterin der städtischen Museen in Wetzlar. Folgenreich werden sollte die Bekanntschaft mit Charlotte Buff. In die verliebte sich Goethe, obwohl sie bei seiner Ankunft bereits mit Johann Christian Kestner verlobt war. Für den Frankfurter blieb am Ende nur der Rückzug.

»Die Leiden des jungen Werther« von Johann Wolfgang von Goethe gilt als Schlüsselroman des Sturm und Drang. Der herzzerreißende Briefroman entwickelte sich „zum ersten Bestseller der deutschen Literatur“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und war Mitauslöser der sogenannten Lesesucht.

Große Gefühle, tragisches Scheitern und letztlich Weltruhm: Als Goethes Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers« 1774 erscheint, bedeutet das auch den internationalen Durchbruch für den Dichter.

Die Erstausgabe erschien 1774 zur Leipziger Buchmesse und wurde gleich zum Bestseller. Der Roman ließ Goethe 1774 gleichsam über Nacht in Deutschland berühmt werden und gehört zu den erfolgreichsten Romanen der Literaturgeschichte.

Weblinks:

Wetzlar feiert Goethes Werther - www.giessener-allgemeine.de

Wetzlar feiert Goethes Werther - www.wetterauer-zeitung.de

Literatur:


Leiden des jungen Werthers
von Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 28. September 2023

Caravaggio 550. Geburtstag

Michelangelo Merisi da Caravaggio

Caravaggio - eigentlich Michelangelo Merisi da Caravaggio, nach dem Herkunftsort seiner Eltern (Caravaggio in der Lombardei), wurde am 28. September 1573 geboren. Caravaggio war ein italienischer Maler des Barock.

Seine Bilder gelten als prägend für die Barockmalerei. Schon die frühen Werke des Malers erregten Aufmerksamkeit: Gegen die Mode des Manierismus in der Malerei arbeitete Caravaggio schon früh seinen eigenen, sachlich-naturalistischen Stil heraus. Seine Werke sind durch verkürzte Perspektiven, grelles Licht und Hell-Dunkel-Effekte gekennzeichnet. Seine von genauen Naturbeobachtungen zeugenden Lichteffekte machten ihn zum stärksten Naturalisten im Italien um 1600. Mit seinen dramatischen Hell-Dunkel-Kontrasten begründete er vor Velázquez und Rembrandt einen völlig neuen Stil, der für die Barockmalerei Bahn brechend wurde.

Caravaggio zeichnete sich durch seine neuartige und realistische Bildgestaltung aus. Vornehmlich in der Behandlung christlicher Themen ging er durch Verknüpfung des Sakralen mit dem Profanen neue Wege. Seine bedeutendste malerische Innovation war das Chiaroscuro, die Hell-Dunkel-Malerei, als ein Gestaltungselement der Szenen. Er gilt zusammen mit Annibale Carracci als Überwinder des Manierismus und Begründer der römischen Barockmalerei.

Caravaggio führte ein bewegtes Leben. Nach einer Lehrzeit bei Simone Peterzano in Mailand reiste er nach Rom, wo er vom mittellosen Künstler zum bevorzugten Maler der römischen Kardinäle aufstieg. Wegen eines Totschlags wurde er aus Rom verbannt und ließ sich in Neapel und später Malta nieder. In Malta wurde er zum Ritter des Malteserordens ernannt, floh aber von dort nach einer tätlichen Auseinandersetzung nach Sizilien und kehrte nach einem Jahr nach Neapel zurück. Auf die Aufhebung seiner Verbannung aus Rom wartend, starb er im Alter von 38 Jahren. Schon bald nach seinem frühen Tod bildeten sich Legenden, die ihn zum „Archetypen des verruchten Künstlers“ werden ließen. Bis heute ist der „Mythos Caravaggio“ ungebrochen.

Nachhaltigen Einfluss übte er auf viele italienische, niederländische, französische, deutsche und spanische Maler seiner Zeit aus, die teilweise auch als Caravaggisten bezeichnet werden.

Caravaggio starb am 18. Juli 1610 in Mailand.

Samstag, 15. Juli 2023

Castel del Monte - das Schloss des Stauferkaisers Friedrich II.

Castel del Monte

Das Castel del Monte - ursprünglich castrum Sancta Maria de Monte - ist ein Bauwerk aus der Zeit des Stauferkaisers Friedrich II. in Apulien im Südosten Italiens. Das Schloss wurde im Mittelalter von 1240 bis um 1250 errichtet, wahrscheinlich aber nie ganz vollendet. Insbesondere der Innenausbau ist anscheinend nicht beendet worden. Das Castel del Monte gilt als die "Steinerne Krone Apuliens" und wird häufig auch als der Wehrbau und der Lieblingssitz Friedrichs II. bezeichnet. Castel del Monte ist seit 1996 UNESCO-Welterbe und seit 2001 auf der Rückseite der italienischen 1-Cent-Münze abgebildet.

Das auf einem Berghügel gelegene Schloss hat einen achteckigen Grundriss. An jeder der Ecken steht ein Turm mit ebenfalls achteckigem Grundriss. Das Hauptachteck ist 25 Meter hoch, die Türme 26 Meter. Die Länge der Seiten des Hauptachtecks beträgt 16,50 Meter, die der Türme je 3,10 Meter. Je sechs Seiten der Turm-Achtecke sind ausgeführt, zwei entfallen durch die Verbindung mit dem Hauptgebäude. Der Haupteingang ist nach Osten ausgerichtet. Der Durchmesser des Innenhofs beträgt, jeweils zwischen gegenüberliegenden Wänden gemessen 17,63 bis 17,86 Meter.


Der Baustein des Mauermantels ist heller gelblicher oder grauweißer in der Umgebung gebrochener Kalkstein. Das Material des Eingangsportals und einiger ausgewählter Bauelemente ist Breccia rossa (= rote Brekzie), ein Konglomeratgestein, einige der Säulen in den Innenräumen sind aus grau-orangefarbenem Marmor. Der ursprüngliche Fußboden aus farbigem Mosaik ist nur noch in Spuren erhalten.

Die Räume sind in zwei Geschossen um einen achtseitigen Innenhof angeordnet. Die äußeren Ecken des Oktogons sind wiederum mit acht Türmen besetzt, die jeweils mit zwei Seiten in die Mauer eingebunden sind, sodass sechs Seiten freiliegen. Nur drei enthalten Wendeltreppen, in den anderen fünf sind Räume verschiedener Zweckbestimmung, u.a. Bäder und Toiletten, untergebracht. Jeder Raum im Erdgeschoss verfügt über ein einfaches Monoforium, im Obergeschoss über ein gotisch beeinflusstes Biforium.


Eine Ausnahme davon ist der Saal Richtung Andria, der über ein Triforium verfügt. Die Gewölbe sind durch kräftige Kreuzrippen betont, die auf Halbsäulen auslaufen und an deren Kreuzungspunkt sich in fast allen Räumen ein verzierter Schlussstein befindet.

Die Staufer haben im 12. und 13. Jahrhundert die Geschichte und Geschicke in Europa geprägt. Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. oder Friedrich II. gehören bis heute zu den bekanntesten Königs- und Kaisergestalten des Mittelalters. In drei der innovativsten Regionen aber waren sie besonders präsent: in der Rhein-Main-Neckar-Region, in Oberitalien und im ehemaligen Königreich Sizilien.

Literatur:

Die Staufer und Italien: Objekte, Essays
Die Staufer und Italien: Objekte, Essays
von Alfried Wieczorek, Bernd Schneidmüller



Samstag, 24. Juni 2023

Weliki Nowgorod – Wiege der russischen Staatlichkeit (K)


Weliki Nowgorod kommt ein bedeutender Beitrag zur Bildung und Erhaltung der russischen Staatlichkeit zu.

Im Jahre 862 bildeten die Häuptlinge der slawischen und finno-ugrischen Völker, die im weiten Gebiet des Ilmensees siedelten, einen Staat. Zur Erfüllung der Gerichts- und Rechtsschutzaufgaben wurde dorthin ein skandinavischer Fürst eingeladen, der als Begründer der Rjurikiden-Dynastie gilt. Das Nowgoroder Land wurde von dieser Dynastie über 700 Jahre regiert.

Die Ereignisse, die mit der sogenannten „Berufung der Waräger” und der Bildung der Staatsgrenzen der Rus verbunden sind, gelten als Entstehungszeit des russischen Staates.

Zur Erinnerung an die Regierungszeit von Rjurik wurde aus der Initiative vom Kaiser Alexander II. im Jahre 1862 im Zentrum des Nowgoroder Kremls ein großartiges Denkmal errichtet: „Tausend Jahre Russland“. Auch heute schmückt es das Zentrum der alten Stadt und bestätigt eine alte Redewendung: „Nowgorod – der Vater, Kiew – die Mutter, und Moskau – das Herz der russischen Städte“.

Weblink:

Weliki Nowgorod - Wiege Russlands - Visitnovgorod.de


Samstag, 18. Februar 2023

80 Jahre Sportpalast-Rede


Als Sportpalastrede wird die Rede bezeichnet, die der nationalsozialistische deutsche Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast hielt und in der er zur Intensivierung des „totalen Krieges“ aufrief. Die rund 109 Minuten dauernde Rede gilt als ein Paradebeispiel der Rhetorik und der NS-Propaganda. Ein erwachtes Volk ist zugleich auch ein verführtes Volk.

Das Problem der Massen kannte man bereits, kaum hatte man mit der Bildung des Staates begonnen - also bereits in der Frühantike. Allerdings war das Problem damals vollkommen unter Kontrolle. Bis in das Hohe Mittelalter sind die Massen absolut bewusstlos gewesen, also leicht zu lenken. Erst im Mittelalter ergab der hohe Bauernstand in der europäischen Kultur, verbunden mit der ersten nennenswerten Bildung unter den Massen, die in diesem Fall durch Kirche und noch mehr Kloster erfolgte, zu ersten Aufständen gegen die Macht und Obrigkeit.

Wichtige Aspekte der Masse sind Regierbarkeit, Lenkbarkeit, Verführbarkeit und potentielle bzw. latente Gewaltbereitschaft. Der wesentliche Punkt ist jedoch die Mobilisierbarkeit der Massen für politische Ziele - ein Aspekt, den jede Bewegung, gewiefte Aktivist, Populist, Propagandist oder anderer Träger auf seine Weise zu nutzen weiß, wenn er von den anderen Aspekten fest überzeugt ist - und der aktuell nun auch wieder deutlich zum Tragen kommt.



Goebbels Rede im Sportpalast am 18.02.1943

Ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung sind Propaganda-Reden, basierend auf dem Prinzip "Zustimmung per direkter Akklamation". Verführerische Redner vor Massenpublikum aufretend - dabei die hohe rhetorische Kunst der Manipulation vorführend - werden hier zu geschickten Manipulatoren der Masse, denn die gerade Verführbarkeit birgt ein ungemeines Poential:

Von der Gloriole eines propagandistischen Morgens und Erwachens mit zartem Licht beschienen, zeigt sich der Himmel all seinen leichten Farben und es lässt sich mit verführten Masen politisch buchstäblich alles anstellen und der Unterschied zwischen Heil und Unheil ist oft nur ein schmaler Grat. Ein erwachtes Volk ist zugleich auch ein verführtes Volk.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Massen ein beherrschendes Thema der Politik und Gesellschaft Europas. Im Zeitalter des Individualismus scheinen sie ihre Anziehungskraft und Gefährlichkeit verloren zu haben. Ein Irrtum. Von neuem bewegen Massen große Teile der Gesellschaft. Sie entstehen mit Hilfe moderner Medien in der Popkultur, in Sport und Konsum, in Protestbewegungen und Revolten, in neuen politischen Formationen und in Flüchtlingsströmen.

Wichtige Aspekte der Masse sind Regierbarkeit, Lenkbarkeit, Verführbarkeit und Gewaltbereitschaft. Im Unterschied zu den Massen der Vergangenheit bieten sie den Individuen die Möglichkeit, sich eine imaginäre Größe, ihren Äußerungen und Schicksalen eine Öffentlichkeit zu geben. Heute sind die Massen praktisch nicht mehr zu regieren und eben das ist der Unterscheid zwischen den Massen von früher und von heute.

Ein wichtiges Instrument zur Beeinflussung sind Propaganda-Reden, basierend auf dem Prinzip "Zustimmung per direkter Akklamation". Verführerische Redner vor Massenpublikum aufretend - dabei die hohe rhetorische Kunst der Manipulation vorführend - werden hier zu geschickten Manipulatoren der Masse.

Als erster beschäftigte sich der französische Arzt Gustave Le Bon 1895 unter dem Eindruck des Zeitalters beginnend mit der Französischen Revolution bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Phänomen der Massen. Damals wurden die Massen noch als Pöbel und Plebs - vor dem es sich zu fürchten galt und als gefährlich für die Gesellschaft empfunden. Er verfasste das Grundlagenwerk der Sozialpsychologie »Psychologie der Massen«. Gustave Le Bon beeinflusste nicht nur Sigmund Freud, sondern wurde auch von Politikern und Diktatoren des 20. Jahrhunderts für die Ausarbeitung ihrer Propaganda-Techniken benutzt. Le Bons Wirkung auf die Nachwelt, wissenschaftlich auf Sigmund Freud und Max Weber, politisch insbesondere auf den Nationalsozialismus und seine Protagonisten, war groß.

Elias Canetti soziologisches Hauptwerk »Masse und Macht« erschien im Jahr 1960. Ein Buch, das anthropologische, psychologische, politische und historische (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) Aspekte des Phänomens „Masse“ zu integrieren beabsichtigt, führt wohl beinahe zwangsläufig zur Verwirrung des Lesers.

Seit 1925 befasste Canetti sich mit dem Phänomen der Masse, die ihn ängstigte und faszinierte. Ein Schlüsselerlebnis war der Brand des Wiener Justizpalastes am 15. Juli 1927 für ihn, in dessen Folge blutige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Studenten ge­schahen.

Die Forscher Gunter Gebauer und Sven Rücker lösen in ihrem neu erschienenen Buch den Begriff der Masse aus dem Korsett der alten Ideologien und rehabilitieren ihn damit als Erklärungsmodell für sehr aktuelle Phänomene gesellschaftlichen Wandels.

Video:

Totale Kriegs Rede - Joseph Goebbels am 18.02.1943 - YouTube

Literatur:


Psychologie der Massen
von Gustave Le Bon

Masse und Macht
Masse und Macht
von Elias Canetti

Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen
von Gunter Gebauer, Sven Rücker

gebracht.

Die Gelbwesten in Frankreich sind Menschen in der Revolte, die in Paris auf die Straße gehen, um gegen die Verhältnisse und die soziale Ungerechtigkeit im Land zu protestieren  Sie sind Revoltierende - vereint im Zorn gegen eine ungerechte Gesellschaft.

Gemeinsam sind sie stark. Die Revoltierenden sind jemand, die Nein sagen zu den bestehenden Verhältnissen. Sie kämpfen für eine bessere Gesellschaft, dabei bei ihrem Protest auf Unversehrtheit hoffend. Über eines sind sie sich einig: Erst die Masse verleiht ihnen Macht, sie sie sonst nicht haben. -->

Samstag, 10. September 2022

Die Wiener Ringstraße


Die Wiener Ringstraße entstand als Zeichen einer neuen Ära: Als 1858 mit dem Abbruch der Stadtmauer begonnen wurde, sahen die Wiener zu, wie aus einer alten Residenzstadt eine Metropole wurde.

In vier Kilometern Länge und 57 Metern Breite führt die Ringstraße rund um die alte Innenstadt Wiens. Prunkbauten wie das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum, das Burgtheater und die Oper, das Parlament und das Rathaus - all das steht an der Ringstraße.

Zwar waren dort auch das Kaiserhaus und die Hocharistokratie vertreten, doch die Mehrzahl der Hausbesitzer zählte zur sogenannten "zweiten" Gesellschaft der Bankiers und Großhändler, der Industriellen, Kaufleute und Gewerbetreibenden. An dieser Straße haben sie gezeigt, wozu sie wirtschaftlich in der Lage waren.

Samstag, 13. August 2022

Kelten im Fuldaer Land

©Fotos: Stadt- und Kreisarchäologie Fulda Vonderau Museum

Im Fuldaer Land sind noch heute zahlreiche Zeugnisse der Kelten im Gelände gut sichtbar. Viele Wanderwege führen an Grabhügelgruppen und Befestigungen der Bronze- und Eisenzeit vorbei. Zahlreiche Fundstücke dieser Zeit sind in den umliegenden Museen zu besichtigen.

Vor allem auf den Basaltkuppen wurden Höhenbefestigungen errichtet, deren Wälle noch immer leicht in den Wäldern zu finden sind. Die bedeutendste Befestigungsanlage der Rhön ist die „Milseburg“ bei Hofbieber-Danzwiesen, die an ihrer Ostseite von einem mächtigen Wall begrenzt wird. Dort steht auch eine beeindruckende Teilrekonstruktion der ehemaligen Mauer. Weitere Befestigungen befinden sich u.a. auf dem Kleinberg bei Rasdorf, dem Sängersberg bei Bad Salzschlirf, dem Schiebberg bei Maberzell-Trätzhof und dem Stallberg bei Kirchhasel, über den ein naturhistorischer Wanderweg führt.

Noch in die ältere Hallstattzeit datiert eine unbefestigte Siedlung bei Hünfeld-Mackenzell. Dort wurden zwei keltische Wohnhäuser rekonstruiert, bei denen heute regelmäßig Veranstaltungen stattfinden.

Weblink:

Kelten im Landkreis Fulda - www.verein-keltenwelten.de

Samstag, 16. Juli 2022

Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler


Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) war ein genialer Gartenkünstler und eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine nach englischem Vorbild angelegten Landschaftsparks in Bad Muskau/Łęknica (UNESCO Weltkulturerbe), Babelsberg (als Teil der Potsdamer Kulturlanschaft ebenfalls UNESCO Welterbe) und Branitz zählen zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert.


Fürst Pückler war eien schillernde Figur: Reisender,Schriftsteller,Frauenheld,vor allem aber Gartenkünstler. Von 1815 bis 1845 plante und errichtete Hermann Fürst von Pückler-Muskau den Muskauer Park, welcher mit seiner märcherhaft schönen Gestaltung in aller Welt vorbildhaft wirkt. Der 35 m hohe Schlossturm bietet einen herrlichen Blick in die umgebende Landschaft.

Ausstellung:

Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler - www.bundeskunsthalle.de

Literatur:

Die Gärten der Künstler
Gärten der Künstler
von Jackie Bennett, Richard Hanson

Montag, 11. Juli 2022

Das Dorf Vézelay im Burgund


Das alte Dorf Vézelay mit historischer Vergangenheit im Burgund schmiegt sich sanft um einen Hügel, auf dessen Kuppe die Kirche liegt. Vezelay ist ein Zentrum des Christentums seit dem Mittelalter und ist auch ein Sammelpunkt der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela.

Das Dorf befand sich ursprünglich in der Nähe einer Benediktinerabtei, die angeblich die Überreste von Maria Magdalena enthielt. 873 wurde die Abtei von Normannen geplündert, die die Seine, die Yonne und die Cure hinauffuhren. Die Abtei wurde dann auf einen Hügel verlegt, und Benediktinermönche ersetzten die Nonnen. Die Stadt litt während der Revolution, und die Abtei wurde 1796 als Nationalschatz verkauft. Später rettete der Architekt Viollet-le-Duc sie im 19. Jahrhundert vor dem Untergang und der Vergessenheit und erlangte ihre frühere Pracht und Pracht zurück.

Die Basilika Sainte-Madeleine und das Dorf sind als Weltkulturerbe von der UNESCO klassifiziert. Vézelay ist Teil der "schönsten Dörfer Frankreichs". Das Städtchen darf sich "un des plus beaux villages de France" nennen - eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Die über tausendjährige Geschichte des Ortes begann im Jahr 858/859 mit der Gründung einer Benediktinerabtei durch Gerhard (Girard) II., Graf von Vienne, in einer Tallage unterhalb des heutigen Ortes (heute Saint-Père sous Vézelay). Das Kloster, zu Anfang ein Frauenkloster, wurde gemäß der Gründungsurkunde zu Ehren Christi und der Jungfrau Maria errichtet, als Schutzheilige kamen bereits in früher Zeit auch die Apostel Petrus und Paulus hinzu. Ausgestattet mit königlichen und päpstlichen Privilegien und von Papst Nikolaus I. mit Reliquien der Heiligen Pontianus und Andeolus beschenkt, wurde es in den folgenden Jahren in ein Männerkloster umgewandelt.

Samstag, 18. Juni 2022

Schloss Schönbrunn - ein bedeutendes Kulturdenkmal Österreichs

Schloss Schönbrunn

Schönbrunn war die Sommerresidenz für die Habsburger - damals noch vor den Toren Wiens. Schloss Schönbrunn mit seinen Nebengebäuden und dem weitläufigen Park mit Tiergarten zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern Österreichs. Der Legende nach befand sich dort ein Brunnen, in dem eine schöne Nyhmphe saß, die das Wasser kontrollierte.

Das barocke Lustschloß repräsentiert Glanz und Gloria des Habsburger Reiches. Kein anderes Bauwerk repräsentiert so trefflich die wechselhafte Geschichte Österreichs: ein Spiegelbild seiner einstigen Bewohner, ein Zaubergarten mit botanischen Schätzen und zugleich gezähmter Wildnis, die dem Herrschaftsanspruch der Habsburger entsprach. Die kühne Vision der Architekten geriet zum glanzvollen Zeugnis eines glanzlosen Niedergangs des habsburgischen Weltreichs.

Weit vor den Toren der Stadt, inmitten des ehemaligen Jagdgebietes, sollte nach Plänen des Architekten Fischer von Erlach eine neue Sommerresidenz entstehen. Ein Lustschloss für eine der mächtigsten europäischen Herrscherfamilien mit viel Privatheit, moderater Repräsentation, Fantasie und Verbundenheit mit einer domestizierten Natur. Kein anderer der vielen Feudalbauten des Landes repräsentiert so vielschichtig und widerspruchsvoll das Thema: Macht auf Österreichisch.

In einer von Kriegen und Kämpfen um die Machterhaltung bestimmten Zeit war es eine Frau, die das heutige Erscheinungsbild von Schönbrunn entscheidend prägte und sich damit ihren Traum vom Garten Eden erfüllte: Es war das Schloss von Kaiserin Maria Theresia. Es enthält alles, was einer so macht- wie familienbewussten Frau wichtig war: würdevolle Empfangsräume, intime Salons, Platz für die vielen Kinder, die Garanten für den Fortbestand des Hauses und Objekt zielstrebiger Heiratspolitik waren.

Ab 1743 wurden das Schloss und der Park unter Maria Theresia von den Baumeistern Nikolaus von Pacassi und Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg in seiner heutigen Form um- und ausgebaut. Der barocke Palast war von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 die Sommerresidenz der Könige und Kaiser des Reiches und ab 1804 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges des österreichischen Kaiserhauses. Das Schloss war in dieser Zeit fast durchgehend von einem mehrere hundert Personen umfassenden Hofstaat bewohnt und wurde zu einem kulturellen und politischen Mittelpunkt des Habsburgerreiches. Während der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde es auch k. k. Lustschloss Schönbrunn genannt.

Über Jahrhunderte war der Palast Schauplatz von heiteren Komödien, liebevollen Romanzen und bitterernsten Dramen. In Schönbrunn feierte auch Napoleon seinen Sieg über Österreich und den Triumph, dass die hochmütigen Habsburger ihm, dem Emporkömmling auf Frankreichs Thron, eine Tochter zur Frau gaben.

Schönbrunn ist das größte Schloss und eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kulturgüter Österreichs. Das Schloss und der etwa 160 ha große Park sind seit 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Eine Hauptattraktion im Schlosspark ist der älteste noch bestehende Zoo der Welt, der Tiergarten Schönbrunn (16 ha). Schloss und Park zählen zu den touristischen Hauptsehenswürdigkeiten Wiens.

Weblink:

Schönbrunn - Quelle der Schönheit - Kulturzeit - www.3sat.de

Samstag, 11. Juni 2022

Tower of London – vom Gefängnis zum Juwelenhaus

Tower of London vom der  Themss

Der »Tower von London« ist eine mächtige Festungsanlage an der Themse in London und wohl eine der bekanntesten Festungen weltweit. Hier wurde englische Geschichte geschrieben und sind die britischen Kronjuwelen aufbewahrt. Der Tower gehört der britischen Krone und wird von den »Historic Royal Palaces« verwaltet. Die UNESCO erklärte den Tower 1988 zum Weltkulturerbe.

Die imposante Ringburg mit zwei Festungsringen diente der »Tower von London« den englischen und britischen Königen in den mehr als 900 Jahren seit seiner Errichtung als Königsburg, Festung, Gefängnis, Hinrichtungsstätte, königliche Münze, Zeughaus mit Waffenlager, Menagerie und Juwelenhaus.

Der »Tower of London« erfuhr im auf der Geschichte einen Wandel vom Gefängnis zum Juwelenhaus der britischen Krone.

Die Trutzburg diente neben der Abwehr von Feinden unter anderem auch als Residenz, Waffenkammer, Werkstatt, Lager, Zoo, Garnison, Museum, Münzprägestätte und Archiv. Seit 600 Jahren wird der Tower von Touristen besucht. Heute gilt er als eine der berühmtesten und imposantesten Burgen der Welt.

Wilhelm der Eroberer ordnete im Jahr 1078 den Bau des »White Towers« an und in den folgenden Jahrhunderten wurde er ständig erweitert. Doch erst nach dem Diebstahl der Kronjuwelen aus der Westminster Abbey im Jahr 1303 wurden diese im Tower of London aufbewahrt. Genaugenommen im „Jewel House“, einem separaten Bereich des Towers.

Ursprünglich wurde der Tower im 11. Jahrhundert als Festung Wilhelms des Eroberers gegen die potentiell feindseligen Bürger der Stadt London errichtet. Wilhelm der Eroberer begann mit dem Bau dieser Festung unmittelbar nach seiner Landung in England im Jahr 1066. Nachfolgende Könige ließen sie ausbauen und weiter befestigen.

Zur Geschichte des Towers gehören vor allem auch die zahlreichen Gefangenschaften in den Kerkern des Gebäudekomplexes. Angefangen im Jahr 1101 mit Ranulf Flambard, dem Bischof von Durham ging es weiter im Hundertjährigen Krieg (1339 – 1453) mit über 1000 französischen Gefangenen.

Freitag, 28. Januar 2022

Heinrich VIII. 475. Todestag

Heinrich VIII. - König, Tyrann, Idol

Heinrich VIII. Tudor starb vor 475 Jahren am 28. Januar 1547 im Whitehall-Palast in London. Bis dahin hatte er ein bewegtes Leben hinter sich gebracht.

Er war von 1509 bis 1547 König von England, seit 1509 Herr und ab 1541 König von Irland. Die von ihm betriebene Trennung der englischen Kirche von Rom und die Errichtung der Anglikanischen Staatskirche mit dem König selbst als Oberhaupt hatten weitreichende religiöse, soziale und politische Folgen für die weitere Geschichte Englands.

Heinrich Tudor wurde als zweiter Sohn Heinrichs VII., dem ersten König der Tudor-Dynastie, geboren. Erst für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen, wurde Heinrich nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Arthur zum Thronfolger und bestieg schließlich 1509 den Thron. Zu jener Zeit war Heinrich 18 Jahre alt, groß, athletisch und galt als der schönste Prinz Europas.


Heinrich gilt als Prototyp des Renaissance-Herrschers. Er war gebildet, sprach mehrere Sprachen und korrespondierte mit Humanisten wie Erasmus von Rotterdam. Für seine Streitschrift zur Verteidigung des rechten katholischen Glaubens verlieh der Papst ihm den Titel Verteidiger des Glaubens (Fidei defensor). Er war musikalisch und komponierte. Im Tanzen, Ringen, Jagen und in diversen Waffenübungen tat er sich ebenso hervor wie in der Urform des Tennis und wohl auch des Fußballs (es existiert jedenfalls eine Rechnung für Fußballschuhe für ihn). Während seines ganzen Lebens war der König ein begeisterter Glücksspieler, der unter anderem Würfel- und Kartenspiele mochte.

Heinrich VIII. verstärkte die englische Seemacht und gründete eine effiziente Marine. Sein Flaggschiff, die Mary Rose, sank jedoch am 19. Juli 1545 während eines Gefechts mit den Franzosen nach langer und erfolgreicher Fahrt beim Auslaufen aus dem Hafen von Portsmouth vor den Augen Heinrichs.

Die meiste Bekanntheit dürfte Heinrich VIII. durch sein turbulentes Eheleben erreicht haben, und häufig hört man Aussagen, Heinrich VIII. sei doch „der, mit den vielen Ehefrauen, die er alle köpfen liess“. Während es auch Heinrich nicht so weit trieb, konnte man ihn kaum als Gutmenschen bezeichnen. Und dennoch war er nicht nur zu Lebzeiten bei seinem Volk ausgesprochen beliebt, sondern ist auch heute noch einer der bekanntesten und beliebtesten Könige, die England je beherrscht haben. Doch wer war Heinrich VIII., und was macht ihn nach mehr als einem halben Jahrtausend noch so faszinierend?

Heinrich VIII. Tudor wurde am 28. Juni 1491 in Greenwich geboren.

Weblink:

https://www.nordkomplott.de/heinrich-viii-konig-tyrann-idol/ Heinrich VIII. – König, Tyrann, Idol - www.nordkomplott.de

Donnerstag, 13. Januar 2022

Schiller und das Theater seiner Zeit (K)


Schon der junge Schiller galt als „dramatisches Talent“, seine Bühnenstücke fanden zumeist begeisterte Aufnahme. Schiller suchte die Bühne als Ort der Vermittlung seiner Ideale – und sah sich konfrontiert mit Zensur und manchen Unzulänglichkeiten.

Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Aufschreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Türe. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebel eine neue Schöpfung hervorbricht.“ So schildert ein Augenzeuge die Reaktionen des Mannheimer Publikums auf eine Theateraufführung am 13. Januar 1782. Was es erlebt hatte, war die Uraufführung der „Räuber“ – das Theaterstück eines jungen Autors, der dadurch auf einen Schlag berühmt wurde: Friedrich Schiller.

Das Stück hatte das Interesse des Mannheimer Buchhändlers Christian Friedrich Schwan erregt, der es dem Intendanten des Theaters, Wolfgang Heribert von Dalberg, empfahl. Für die Bühnenfassung mußte Schiller manches entschärfen, die Kritik an Kirche und Obrigkeit zurücknehmen. Die Handlung, eigentlich in der Gegenwart angesiedelt, wurde ins Spätmittelalter verlegt. Trotz dieser Eingriffe – Schiller fürchtete, dadurch werde das Stück „zu einer Krähe mit Pfauenfedern“ – blieb das Drama anstößig genug; in Weimar, wo Schiller später seine Erfolgsdramen verfaßte, blieb der Hof den Aufführungen der „Räuber“ stets fern.

Die Mannheimer Ereignisse werfen ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Theaterkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Diese war zunächst, was das Hoftheater angeht, von französischen und englischen Schauspielertruppen, von französischen Theaterstücken und der italienischen Oper geprägt gewesen. Sparsamkeitszwänge nach dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) sowie die stärkere Zuwendung zu den eigenen Untertanen bewirkten dann im Zug der Aufklärung die Förderung der – preiswerteren – deutschsprachigen Truppen durch den Hof. Die größte Veränderung aber lag in der Erweiterung der höfischen Theaterszene, die zuvor nur geladenen, meist adligen Gästen vorbehalten gewesen war, um das bürgerliche Publikum. Zu diesem zählte keineswegs nur die gehobene Gesellschaft, sondern auch die einfache Bevölkerung, die sich auf den billigen Plätzen im dritten Rang einfand.

In den neugegründeten, meist anteilig vom Hof finanzierten „Nationaltheatern“ saßen nun zahlende Konsumenten, an deren Geschmack sich das Repertoire auszurichten hatte. Am beliebtesten waren unterhaltsame Lustspiele, wie sie August von Kotzebue, Friedrich Ludwig Schröder oder August Wilhelm Iffland in großen Mengen produzierten.

Weblink:

„Mein Clima ist das Theater“ - www.wissenschaft.de