Donnerstag, 26. August 2021

Friedrich V. 425. Geburtstag (K)

Friedrich V.

Friedrich V. wurde am 26. August 1596 im Jagdschloss Deinschwang geboren. Friedrich V. war von 1610 bis 1623 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz sowie als Friedrich I. von 1619 bis 1620 König von Böhmen.

Bei seinem Versuch, die Kurpfalz als führende protestantische Macht im Heiligen Römischen Reich zu positionieren, verstrickte er sich in die durch religiöse Gegensätze verursachten politischen Wirren Europas. Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges nahm Friedrich V. die böhmische Königskrone an und stellte sich damit gegen Kaiser und Reich.

Von der kaiserlichen Propaganda erhielt Friedrich V. in Erwartung seiner wohl äußerst kurzen Herrschaft den Beinamen Winterkönig, auf tschechisch Zimní král, der nach seiner nur etwas mehr als ein Jahr dauernden Regierungszeit als König von Böhmen an ihm haften blieb. Damit zählt Friedrich V. zu den wenigen historischen Persönlichkeiten, die unter ihrem Spottnamen in die Geschichte eingegangen sind.

Sein politisches Handeln hatte weitreichende und verheerende Auswirkungen auf das Reich und ganz Europa und war einer der Auslöser des Dreißigjährigen Krieges. Nach der Niederlage in der Schlacht am Weißen Berg gegen die Truppen des Kaisers Ferdinand II. verlor er nicht nur das Königreich Böhmen, sondern durch die Verhängung der Reichsacht auch sein Herrschaftsgebiet, die Pfalz, sowie seine Kurwürde.

Friedrich V. starb am 29. November 1632 in Mainz.

Mittwoch, 18. August 2021

Nietzsche kam als Tourist nach Sils Maria und ging als Philosoph

Sils Maria im Engadin

Sils Maria ist ein Ort mit besonderer Anziehungskraft. Der kleine Ort im Oberengadin ist für viele Menschen ein Kraftort und ein Ort der Inspiration, der viele Intellektuelle zu neuen Gedanken inspiriert. Für Gäste sowie Einheimische gilt Sils als der Kultur- und Philosophieort. Bereits der Philosoph Friedrich Nietzsche verbrachte hier zwischen 1881 und 1888 sieben Sommersaisons

Einer der ersten Intellektuellen hier war der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, der 1879 das erste Mal nach St. Moritz kam und von der Landschaft überwältigt war. »Es gibt von diesem ersten Besuch eigentliche Liebeserklärungen Nietzsches an das Engadin«, erzählt Nietzsche-Spezialistin Mirella Carbone. Doch St. Moritz war dem Philosophen schon damals zu mondän. Er kehrte 1881 ins Engadin zurück, mietete aber im beschaulichen Bauerndorf Sils Maria ein Zimmer für den Sommer.

Nietzsche-Haus

Anfang Juli 1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils, wo er im Haus der Familie Durisch - heutiges Nietzsche-Haus - ein Zimmer im ersten Stock zur Untermiete bewohnte. Das Zimmer im ersten Stock, das Friedrich Nietzsche sieben Sommer lang (1881 und 1883-1888) im Haus Durisch mietete, ist in seinem schlichten Originalzustand erhalten.

Von 1883 bis 1888 verbrachte er jeden Sommer dort. Er hatte hier einen Ort gefunden, der ihm Ruhe und Konzentration ermöglichte. In der Zeit schuf er einige seiner bedeutendsten Werke wie z.B."Jenseits von Gut und Böse", "Zur Genealogie der Moral", "Götzendämmerung" und "Der Antichrist".


„Lieber alter Freund, nun bin ich wieder im Ober-Engadin, zum dritten Male,
und wieder fühle ich, daß hier und nirgends anderswo meine rechte Heimat und Brutstätte ist.“ 

Friedrich Nietzsche an Carl von Gersdorff, Sils-Maria, Ende Juni 1883



Anfang Juli 1881 kam Friedrich Nietzsche das erste Mal nach Sils, wo er im Haus der Familie Durisch (heutiges Nietzsche-Haus) ein Zimmer im ersten Stock zur Untermiete bewohnte. Von 1883 bis 1888 verbrachte er jeden Sommer dort. Er hatte hier einen Ort gefunden, der ihm Ruhe und Konzentration ermöglichte.

Der gemartete Wanderer umgab und heilte sich hier mit den einfachsten Lebensgrundlagen: Quellwasser, einfache Kost, bodenständige Menschen, Wanderungen am See entlang nach Silvaplana, Hochgebirrgsluft und eine Landschaft, die er vom ersten Augenblick an als Seelenlandschaft empfand, als ihm zutiefst seelenverandt.

Auf ausgedehnten Spaziergängen entlang der Oberengadiner Seen liess sich Friedrich Nietzsche zu seinen Werken inspirieren. Bis zu sieben Stunden wanderte der Einsiedler von Sils täglich. Auf einer Wanderung auf die Halbinsel Chasté entdeckte er 1881 am Seeufer bei Surlej einen alten Kultstein.

»Er hat das Gehen als unbedingte Voraussetzung für das Denken verstanden. Seine Gedanken waren Geh-Danken, sie verdankten sich dem Gehen«, erklärt Mirella Carbone. Auch die Eingebung zu »Also sprach Zarathustra«, seinem berühmtestem Buch, hatte Nietzsche hier im Engadin, an einem Felsen am Ufer des Silvaplaner Sees. Hier hatte er die für ihn revolutionäre Idee der »Ewigen Wiederkunft des Gleichen«.

Auch die Chasteé veranschaulicht dem Spaziergägnger auf Nietzsches Spuren da Erweckungserlebnis durch diese Landschaft. Auf der Halbinsel sind heute Zarathustras Verse veröffentlicht und nicht an dem Seeufer bei Surlej.

Im 1960 wurde das Haus der Familie Durisch - heute Nietzsche-Haus - von der Stiftung Nietzsche erworben. Das Nietzsche-Haus ist auch eine Wohn-, Arbeits- und Forschungsstätte. Die Stiftung bietet geistig und kulturell regen Menschen die Möglichkeit eines auf maximal 3 Wochen begrenzten Wohn- und Studienaufenthaltes.


Weblink:

Nietzsche kam als Tourist nach Sils Maria und ging als Philosoph - www.srf.ch/kultur

Sils/Segl Maria - cervo-sils.ch

Nietzschenhaus - www.nietzschenhaus.ch

Silvaplana - Wikipedia.org

Friedrich Nietzsche - Wikipedia.org

Video:

Nietzsche Haus in Sils im Engadin - YouTube

Nietzsche: Das trunkene Lied - www.mumag.de/gedichte/nie_f07.html

Samstag, 14. August 2021

Das Berliner Ensemble - Brechts eigenes Theater


Brecht empfand es nach seiner Rückkehr aus der Emigration im Amerika als wichtige Aufgabe, wieder im Theaterbetrieb Fuß zu fassen. Ein Angebot Wolfgang Langhoffs, am Deutschen Theater eigene Stücke zu inszenieren, nahm er sofort an.

Damit war zugleich ein wichtiges Ziel seiner Berliner Freunde, den Künstler an ein Berliner Theater zu binden, erreicht. Zusammen mit Erich Engel inszenierte Brecht das Stück Mutter Courage und ihre Kinder.

Die Premiere am 11. Januar 1949 war ein außerordentlicher Erfolg für Brecht, Engel und die Hauptdarstellerin Weigel, insbesondere aufgrund Brechts Theorie des epischen Theaters. In der Presse wurde die Inszenierung einerseits gelobt, andererseits zeichneten sich bereits spätere Konflikte mit den Kulturfunktionären ab.

Brecht setzte sich durch und bekam ein eigenes Theater, das Berliner Ensemble. Das Berliner Ensemble war ein künstlerischer Gral der Veränderung und Brecht sein Gralshüter. Nie hat ein Land einem Dramatiker solche Bedingungen geboten. Die Bedingungen waren einmalig, solange es dem Staat politisch passte.


Während Brecht sich in der Schweiz aufhielt, hatte Helene Weigel alles Notwendige in die Wege geleitet, um für Brecht ein eigenes Ensemble gründen zu können. Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl und auf Seiten der SMAD Alexander Dymschitz hatten das Vorhaben nach Kräften unterstützt. Vom Beschluss des Politbüros der SED, ein „Helene-Weigel-Ensemble“ zu gründen, mit der Maßgabe, am 1. September 1949 den Spielbetrieb aufzunehmen, wurde am 29. April 1949 die zuständige staatliche Stelle informiert.


"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

Brecht-Werke:

Ausgewählte Werke in sechs Bänden von Bertolt Brecht

Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Bertolt Brecht-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Sommerfrische am Semmering


Der Semmering in Niederösterreich war zu Kaisers Zeiten die Bel etage der Donau-Monarchie. Zu Kaisers Zeiten erlebte der Semmering nach dem Bau der Nordbahn seine Blüte.

Mit dem Bau der spektakulären, weltweit ersten Hochgebirgsbahn über den Semmering Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte das Semmering-Rax-Gebiet peu à peu zur bevorzugten Sommerfrische der Wiener Gesellschaft. Um die Jahrhundertwende tummelten sich Hochadel, Industriebarone, Wissenschaftler, Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler am gesellschaftlichen Hotspot, der mit dem Bau der ersten Luxushotels und Luxus-Privatvillen auch ein beeindruckendes Kapitel Architekturgeschichte schrieb.

Die Reise führt mit dem Zug auf der spektakulären Trasse von 1852, heute zum Weltkulturerbe zählend, auf den Semmering. Edelsommerfrische und Kurort bis in die 1930er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Zwischen Südbahnhotel und Panhans künden viele Gründerzeitvillen von Protz und Luxus vergangener Tage.

Die Sommerfrische am Semmering war Inbegriff bürgerlicher Freiheit: Sigmund Freud, Josephine Baker, Kaiser Franz Josef, Karl I., Arthur Schnitzler, Baron Rothschild, Oskar Kokoschka und Heimito von Doderer verbrachten dort ihre Zeit mit gepflegtem Nichtstun.

Auch unzählige Künstler der sogenannten Wiener Moderne fanden sich hier ein, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Franz Werfel, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Heimito von Doderer, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Oskar Kokoschka, um nur einige wenige zu nennen, die hier, nur eine Bahnstunde südlich von Wien, bahnbrechende und unvergängliche Werke erdacht und geschrieben haben und sich von den anstrengenden Nächten in Wiener Kaffeehäusern erholten, wovon unzählige Geschichten und Anekdoten berichten.

Die Angst vor der weithin grassierenden Tuberkulose machte die "gute Luft" zu einer begehrten Ware. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen die Hotels leer, und die Natur eroberte die Kulturlandschaft zurück.
Das Flair des Fin de Siècle lebt hier bis heute und die Erinnerungen an die klassische Sommerfrische werden hochgehalten.

Erst 1984 wurde als erstes das "Grand Hotel Panhans" wiedereröffnet. Heute versucht man, an die vergangene Größe anzuknüpfen: Glänzende Feste und das Sommerspiel der großen Wiener Theater sollen kulturinteressierte Gäste anziehen.

Samstag, 7. August 2021

»Leipzig 1813«-Panorama zeigt die Völkerschlacht

»Leipzig 1813«-Panorama zeigt die Völkerschlacht

Der Betrachter steht auf dem Dach der Thomaskirche, er sieht Chaos, Leid und Zerstörung im Leipzig zur Zeit der Völkerschlacht: Yadegar Asisi hat am Freitag sein neues Völkerschlacht-Panorama in der finalen Fassung der Öffentlichkeit präsentiert.

Fünf Jahre lang hat der in Leipzig aufgewachsene Künstler an dem Schlachtengemälde gearbeitet. Am Samstag öffnete das 3.500 Quadratmeter große Rundbild offiziell für die Besucher - die Betreiber rechnen zur Premiere mit mehreren tausend Gästen.

In dem »Leipzig 1813« 360°-Panorama »In den Wirren der Völkerschlacht« wird die Völkerschlacht bei Leipzig von 1813 als Rundbild pünktlich zum 200. Jubiläum dargestellt. Asisi zeigt Leipzig eindrucksvoll in der Architektur von 1813 nach dem Ende der Kämpfe.

Auf etwa 3.500 Quadratmetern entrollt sich die Szenerie von Leipzig unmittelbar nach Ende der Völkerschlacht anno 1813. Vom Dach der Thomaskirche verfolgt der Besucher das Geschehen aus Sicht der bedrängten Bürger. 600.000 Soldaten aus ganz Europa kämpfen vier Tage lang, bis Napoleons Eroberungszug über den Kontinent endlich beendet ist.


Leipzig ist unmittelbar betroffen, was das Panorama ausdrucksstark vermittelt: In den Straßen herrscht ein dichtes Gedränge aus Bürgern, Soldaten, Geflüchteten und Gestrandeten aus dem Umland. Zwischen Alltag und Chaos versorgen die Leipziger zahllose Verwundete in offenen Lazaretten und begraben etwa 100.000 Tote.

Yadegar Asisi hat schon Dresden im Barock, die Berliner Mauer und das australische Great Barrier Reef in ein 360-Grad-Panorama verwandelt.

Weblinks:

Leipzig 1813 - www.asisi.de

Asisi zeigt Völkerschlacht-Panorama in Leipzig - vz.de

Freitag, 6. August 2021

»Das trunkene Lied« auf dem Surlej-Felsen

Surlej-Felsen bei Sils Maria




O Mensch! Gib Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
»Ich schlief, ich schlief –,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: –
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht.
Tief ist ihr Weh –,
Lust – tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit –,
– will tiefe, tiefe Ewigkeit!«


»Also sprach Zarathustra«, Friedrich Nietzsche