Samstag, 3. Juni 2017

Claus Peymann 80. Geburtstag

Claus Peymann

Claus Peymann wurde am 7. Juni 1937 als Sohn eines Studienrats in Bremen geboren. Claus Peymann ist ein bekannter und renommierter deutscher Theaterregisseur und Intendant moderner und gesellschaftskritischer Stücke. Auf seinen Stationen hat er das Theater geprägt.

Peymann ist noch bis zum Sommer Intendant, künstlerischer Leiter, Geschäftsführer und Alleingesellschafter des "Berliner Ensembles". Für den berühmten Theatermacher Claus Peymann ist in diesem Sommer nach 18 Jahren Schluss als Intendant des Berliner Ensembles. Kennzeichen ist seine Liebe zur Literatur und Theater. Bekannt ist Peymann auch für seine Einmischung in die öffentliche Diskussionen und Debatten zum Thema Kultur.

Die Theater, die Peymann in Frankfurt/Main (TAT 1966), Stuttgart (1974–1979), Bochum (1979–1986), Wien (1986–1999) und Berlin (2000–2017) geleitet hat, wurden zu den spannendsten, besten und skandalträchtigsten Häusern. Das Theater muss seinen Platz in der Gesellschaft haben.
Peter Handke hat Peymann den „furchtbar provozierenden“ genannt, den „streitgeisterweckenden“, den „Boxer“ und das keineswegs nur nett gemeint.

Peymann begann seine Regiearbeiten am Universitätstheater in Hamburg und war von 1966 bis 1969 Oberspielleiter des Frankfurter Theaters am Turm (TAT). Zur Spielzeit 1970/1971 wechselte er zur Berliner Schaubühne. Es kam jedoch nur zu wenigen Arbeiten an der Schaubühne, da Peymann nicht mit dem demokratischen Modell des Mitbestimmungstheaters und dessen Leiter Peter Stein zurechtkam. Nach dem Zerwürfnis mit Stein war er von 1971 bis 1974 als freier Regisseur tätig.

Seine erste große Intendanz übernahm Peymann von 1974 bis 1979 als Schauspieldirektor am Schauspiel Stuttgart, wo er wegen einer Geldsammlung für einen Zahnersatz für die inhaftierte RAF-Terroristin Gudrun Ensslin von Ministerpräsident Hans Filbinger unter Druck gesetzt wurde und erstmals bundesweit in die Schlagzeilen geriet.


1986 übernahm Peymann die Direktion des Burgtheaters in Wien, wo das Theater als Ersatz für das alte Kaiserreich und der Intendant wie ein Ersatzkaiser fungiert und gedient hat. Peymann hat dem verstaubten Burgtheater neues Leben engehaucht undversuchte das Theater zu entstauben, brach mit Traditionen und stieß damit auf heftige Reaktionen von Publikum und Presse. Das war „meine Königsetappe“, sagt Peymann über seine Burgdirektorenzeit.



Claus Peymanns Wirken am Wiener Burgtheater wurde von Thomas Bernhard begleitet und von seinen Werken instrumentiert. Das Verhältnis von Bernhard und Peymann am Theater war klar: Bernhard war der Herr und Peymann der Knecht.
 

Dort, wo die Tradition des Theaters auf seine Vorstellungen traf, gab es Auseinandersetzungen. Peymann hat dort das Theater entstaubt und mit gesellschaftskritischen Stücken immer wieder für heftige Diskussionen und Kontroversen gesorgt. Höhepunkt seiner Zeit am Burgtheater war 1988 die Aufführung des Stückes "Heldenplatz" von Thomas Bernhard,das von der dunklen Nazi-Vergangenheit Österereichs handelt.

Keiner hat so ein Fingerspitzengefühl für Streit und Skandal. Claus Peymann rief in Stuttgart zu Spenden für eine zahnärztliche Behandlung der Stammheim-Insassin Gudrun Ensslin auf und wurde zum Filbinger-Feind Nummer eins. In Wien inszenierte er Thomas Bernhards »Heldenplatz« und brachte ein ganzes Land in Wallung. Er arbeitet den Witz heraus, die Poesie, er macht die Übertreibungen durchsichtig und führt umsichtig in vorzügliches Ensemble.


Aufgrund seiner Betonung moderner, österreichkritischer Theaterstücke wie »Heldenplatz« von Thomas Bernhard kam es mehrfach zu schweren Auseinandersetzungen mit Teilen der Wiener Presse, die sowohl von bürgerlich-konservativen Kreisen wie auch von sozialdemokratischen Persönlichkeiten wie Ex-Kanzler Bruno Kreisky oder Sozialminister Josef Hesoun angefacht wurden.

Die kontroverse Wirkung Peymanns an der Burg muss im Zusammenhang mit dem besonderen Status dieser Kulturinstitution in Österreich gesehen werden: Das 1776 begründete Theater mit einem Ensemble von ca. 160 Schauspielern gilt vielen bis heute als Olymp des Schauspieltheaters deutscher Sprache. Unter der Direktion Peymanns wurde die Ausstrahlungskraft dieses mythischen Ortes in bis dahin nicht gekanntem Maß für gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen genutzt.


Peymann von A bis Z

Auch nach innen war die Ära Peymann am Burgtheater an Konflikten reich. Viele der – nach einem zehnjährigen Engagement, der sogenannten Zehn-Jahres-Klausel – mit einem Vertrag auf Lebenszeit ausgestatteten Burgtheaterschauspieler traten in seiner Ära nicht oder nur in Nebenrollen in Erscheinung.

Eine dieser Personen, die sich vehement gegen Peymann stellten, war der spätere Kunststaatssekretär Franz Morak – damals in seiner Eigenschaft als Ensemblevertreter. Aber auch den Sozialdemokraten zugerechnete Schauspieler wie vor allem Fritz Muliar oder Erika Pluhar argumentierten öffentlich gegen Peymann und weigerten sich, unter seiner Regie aufzutreten.


Peymann blieb 13 Jahre Chef des Burgtheaters, bevor er sich 1999 in Richtung Berlin verabschiedete. Zuvor hatte er einmal mehr gedroht, seinen Vertrag als Burg-Chef nicht zu verlängern. Überraschenderweise wurde dieses den Berichten zufolge nicht ganz ernst gemeinte Angebot vom damaligen Bundeskanzler Viktor Klima angenommen. Die Ära Peymann wird heute in Wien als eine – trotz mancher Schwächen – geglückte und kreative Direktion des Burgtheaters beurteilt. Dazu trug auch bei, dass Peymann viele namhafte, sehr unterschiedliche Regisseure nach Wien holte, wie z.B. Giorgio Strehler, Peter Zadek, Hans Neuenfels, Einar Schleef oder George Tabori.

In Berlin führt er seit der Spielzeit 1999/2000 die Geschicke des Berliner Ensembles im Theater am Schiffbauerdamm. Hier spielt seit 1954 das von Bertolt Brecht 1949 gegründete und bis zum Ende der DDR für seine Brecht-Aufführungen legendäre Berliner Ensemble. 2002 erhielt er den Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk.

Literatur:


Mord und Totschlag: Theater | Leben
von Jutta Ferbers und Anke Geidel von

Peymann von A bis Z
Peymann von A bis Z
von Claus Peymann


Blog-Artikel:

»Heldenplatz« von Thomas Bernhard

Thomas Bernhard der große Verneiner

George Tabori zum 100. Geburtstag


Weblinks:

Peter Handke und Claus Peymann: Mein Theater! Meine Welt! - www.fr.de/kultur

Burgtheater Wien - Spielplan, Information und Kartenbestellungen - www.burgtheater.at

Burgtheater: Geschichte, Aktuelles, Nebenbühnen - www.stadt-wien.at

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