Dichten für die Mächtigen gehört in angelsächsischen Ländern zum guten Ton und hat eine lange Tradition. Geoffrey Chaucer war ein englischer Schriftsteller und Dichter u.a. »Canterbury Tales« (1387), der als Englands erster Hofdichter unter König Edward III. gilt und durch seine Dichtung in englischer Sprache diese mit zur Literatursprache erhob.
Die nötigen Anforderungen an eine staatsragende Dichtung sind hoch: Die vor einem Publikum vorgetragenen Gedichte müssen pathetisch sein und einen staatstragenden Topos annehmen und auf die Zeit inhaltich Bezug nehmen.
Das Zeremonielle und Symbolische jedoch, das in dem Amte eines lorbeerbekränzten Staatspoeten liegt, ist kein bloßes Überbleibsel der Geschichte (die Tradition reicht über 300 Jahre zurück), sondern dem metaphysischen Anspruch von Dichtung durchaus angemessen. Das hat wohl auch Tony Blair eingesehen. Ursprünglich wollte der Premier mit der Tradition brechen und aus dem Hofdichter einen "Dichter des Volkes" machen. Der sollte auch in Schulen vortragen und Interesse für das Gedicht wecken, an Promotionskampagnen für Lyrik mitwirken sowie Verse zu allgemeinen öffentlichen und politischen Anlässen schmieden.
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