Mittwoch, 22. Juli 2020

Brand der Kathedrale von Nantes

Polizisten sichern den Platz vor der Kathedrale in Nantes ab. Dort war am Morgen ein Großbrand ausgebrochen.

Die Kathedrale von Nantes (französisch »Cathédrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul«) ist den Aposteln Peter und Paul geweiht. Sie ist Kathedralkirche des Bischofs von Nantes. Ihr Gewölbe ist höher als das von Notre Dame in Paris. Als größte Sehenswürdigkeit beherbergt sie das Grabmal von Franz II. und Marguerite de Foix.

Mit dem Bau der gotischen Kathedrale wurde am 14. April 1434 begonnen. Er wurde nicht zuletzt dadurch ermöglicht, dass der bretonische Herzog Johannes V. sich im Hundertjährigen Krieg relativ neutral halten konnte. Er war es auch, der den Grundstein legte. Der Name des ersten Baumeisters ist ebenfalls bekannt: Wilhelm von Dommartin-sur-Yèvre.

Beim Brand der Kathedrale von Nantes wurde ein wichtiges religiöses Erbe zerstört. Es brennt eine Kathedrale in der Stadt Nantes, die einst dafür bekannt geworden war, daß der Sonnenkönig das Edikt von Nantes im Jahre 1685 wieder aufhob und neue Konflikte zwischen Katholischen und Protestanten damit entfesselte.

Solche Bauwerke sind gerade wegen ihrer Monumentalität und der Opfer die Handwerker und finanziell die einfache Bevölkerung erbringen mussten mahnende Zeugnisse. Der Brand könnte etwas mit dem in Frankreich immer noch gegenwärtigen Geist der französischen Revolution zu tun haben, der sich traditionell auch gegen die Kirche richtet.

Dies ist eine große Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, für die diese Kathedrale ein religiöser Ankerpunkt ist, für Menschen, denen sie ein Symbol ihrer Heimatstadt ist und damit ein Teil ihrer Identität, und gegenüber den Künstlern, die sie in Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten geschaffen haben.

Der Katholizismus scheint viel an Bindungskraft verloren zu haben, wenn er Menschen nicht davon abhält, Kathedralen anzuzünden, welche den Menschen Kradt und Halt geben. Eine der größten Tragödien unseres Zeitalters ist, dass immer mehr Menschen immer weniger mir religiösen Symbolen, Gebäuden und Feiertagen umgehen können und vermeintlichen Verbrechen der Kirche in der Vergangenheit benutzt, um antireligiöse Stimmung zu entfachen. Eine Brandstiftung in einer Kirche ist dann unter Umständen der Ausdruck dieser Leere in vielen Herzen und Seelen.

Und es sind solche respektlosen Banausen, Kriminellen oder gar Terroristen, die uns immer mehr einengen: früher standen Kirchen immer offen, egal ob kleine Kapelle oder große Kathedrale
Sollte das Feuer in der Kathedrale von Nantes wirklich durch Brandstiftung gelegt worden sein, wäre das ein frevelhaftes, törichtes Verbrechen. Angriffe auf Gottes- und Gebetshäuser sind Angriffe auf Gläubige, welcher Religion auch immer.

Es ist gerade mal ein Jahr her, daß Emanuel Macron nach dem Brand von Notre Dame einen sofortigen Wiederaufbau-Plan verkündete - doch wo war Macron am Tage, als die Kathedrale von Nantes gebrannt hat?

Es wird aber leider auch an vielen anderen Stellen immer wieder durch Chaoten Schaden größeren Ausmaßes angerichtet, die anscheinend keinerlei Achtung und Respekt mehr vor dem Gut von anderen Menschen haben, genauso wenig vor den Kulturdenkmälern oder Kirchen.

Weblinks:

Kathedrale von Nantes - Wikipedia

Kathedrale von Nantes - www.bretagne-tip.de - mit Bilderserie

Samstag, 18. Juli 2020

Schloss Meseberg


Schloss Meseberg ist ein Barockschloss in Brandenburg aus dem 18. Jahrhundert vor den Toren Berlins. Es wird als Gästehaus der deutschen Bundesregierung und als beliebter Tagungsort genutzt und liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Berlin in Meseberg, einem Ortsteil der Stadt Gransee mit 150 Einwohnern. Das idyllische Anwesen liegt direkt am östlichsten Zipfel des Huwenowsees.

Bekannt ist das Schloss Meseberg für das Seeparterre im Schlossgarten. Am See entlang erstreckt sich außerdem ein öffentlich zugänglicher Landschaftsgarten mit den Mausoleen der Familien Hövel und Lessing.

Der barocke Terrassengarten wurde aufwändig wiederhergestellt. Die Aufteilung durch Achsen ging aus dem vorhandenen Bestand hervor. Die Höhenlage der Gartenteile wurde anhand der Bausubstanz und von Grabungsbefunden ermittelt.

Weblink:

Schloss Meseberg - Gästehaus der Bundesregierung - www.schloss-meseberg.de

Sacré-Cœur Basilika auf dem Montmartre

Sacré-Coeur

Die »Basilika Sacre Coeur« ist das weithin sichtbare Wahrzeichen des Montmartre-Viertels. Die »Basilique du Sacré-Cœur de Montmartre« - dt. »Basilika vom Heiligen Herz Jesu in Montmatre« oder auch »Herz-Jesu-Basilika« - ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche auf dem Montmartre im 18. Pariser Arrondissement. Die Kirche ist »Heiligtum der eucharistischen Anbetung und Barmherzigkeit«.

Sacré-Coeur wurde im römisch-byzantinischen Stil konstruiert und ist mit ihren Kuppeln und kleinen Türmchen schon von Weitem sichtbar. Die größte Kuppel der Kirche hat eine Höhe von 55 Meter. Die Kirche Sacré Coeur gehört neben dem Eiffelturm und Louvre zu den bekanntesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Paris.

Der Bau der »Basilika der Sacré Coeur« wurde im 19. Jahrhundert von dem Architekten Paul Abadie begonnen. Die im »Zuckerbäckerstil« erbaute Kirche wurde 1914 fertiggestellt und 1919 eingeweiht. Sie wurde später zum Vorbild für weitere Sakralbauten des 20. Jahrhunderts.

Der gewölbte Turm von Sacré Coeur beherbergt eine Glocke die 1895 in Annecy gegossen wurde und mit 19 Tonnen und deren Durchmesser 3 Meter beträgt eine der schwersten Glocken der Welt ist, die »Savoyarde«.

Die Sacré Coeur steht auf einem Hügel, dem »Butte Montmartre«. Man erreicht die Basilika entweder über die 237 Treppenstufen die durch den umliegenden Park führen oder mit dem »Funiculaire« de Montmartre, einer einer Art von Drahtseilbahn.

Von dem Vorplatz der Sacré Coeur hat man dann besonders bei gutem Wetter einen herrlichen, atemberaubenden Blick auf ganz Paris, unter anderem bis zum Eiffelturm, dem Tour Montparnasse und den Invalidendom. An klaren Tagen kann man von dem 112 m hohen Turm der Basilika, welcher der höchste Punkt Paris ist, 40 km weit sehen.

Öffnungszeiten der Basilika täglich von 6 Uhr bis 22:30 Uhr, die Kuppel und Krypta 9 Uhr bis 17:45 Uhr.

Weblink:

La Basilique du Sacré Cœur de Montmartre - Sacré-Coeur-Portal - www.sacre-coeur-montmartre.com

Mittwoch, 15. Juli 2020

Friedrich Nietzsche in Sils-Maria

Sils Maria im Engadin

Getrieben von seinen Krankheiten auf der ständigen Suche nach für ihn optimalen Klimabedingungen, reiste Friedrich Nietzsche viel und lebte von 1881 bis 1889 als freier Autor an verschiedenen Orten.

Ab 1881 hielt Friedrich Nietzsche sich im Sommer meist in der für ihn klimatisch günstigen Sommerfrische des Oberengadin von Sils-Maria auf. Sils befindet sich zwischen den Seen Sils und Silvaplana. Furtschellas ist der Hausberg für wunderschöne Wanderungen.

Haus in Sils-Maria, in dem Nietzsche während der Sommermonate 1881–1888 ein Zimmer bewohnte
Haus in Sils-Maria, in dem Nietzsche während der
Sommermonate 1881–1888 ein Zimmer bewohnte.



Der gemartete Wanderer umgab und heilte sich hier mit den einfachsten Lebensgrundlagen: Quellwasser, einfache Kost, bodenständige Menschen, Wanderungen am See entlang nach Silvaplana, Hochgebirrgsluft und eine Landschaft, die er vom ersten Augenblick an als Seelenlandschaft empfand, als ihm zutiefst seelenverandt.

Bis zu sieben Stunden wanderte der Einsiedler von Sils täglich. Auf einer Wanderung entdeckte er 1881 am Seeufer bei Surlej einen alten Kultstein, der ihn zu seinem Gedanken der "Ewigen Wiederkehr des Gleichen" inspiriert hat.

Nietzsche-Stein bei Silvaplana

Der Nietzsche-Stein bei Surlej im Oberengadin. Dieser berühmte Stein soll Nietzsche nach eigenen Angaben 1881 zur Grundkonzeption des Zarathustra angeregt haben.

Weblinks:

Sils/Segl Maria - cervo-sils.ch

Nietzschenhaus - www.nietzschenhaus.ch

Silvaplana - Wikipedia.org

Friedrich Nietzsche - Wikipedia.org

Samstag, 11. Juli 2020

Hagia Sophia wird wieder Moschee


Die Hagia Sophia in Istanbul soll vom Museum zur Mosche umgebaut werden. Die Hagia Sophia - oder auch Sophienkirche - ist eine von 532 bis 537 n. Chr. erbaute ehemalige byzantinische Kirche, die später auch als Moschee und Museum genutzt wurde. Es handelt sich um einen vieltürmigen Kuppelbau. Die Hagia Sophia befindet sich in Eminönü, einem Stadtteil im europäischen Teil Istanbuls. Im Innenraum der Kirche sich der Marmorfußboden sowie die Marmorsäulen und zahlreiche ornamentale Mosaiken.

Nach dem Niederbrennen zweier Vorläuferbauten verfolgte Kaiser Justinian mit dem Bau einer Kuppelbasilika im 6. Jahrhundert n. Chr. ein besonders ambitioniertes baupolitisches Programm. Sie ist dabei nicht nur die letzte der spätantiken Großkirchen, die seit Konstantin dem Großen im Römischen Reich errichtet wurden, sondern gilt in ihrer architektonischen Einzigartigkeit oft als eine Kirche ohne Vorbilder und ohne Nachahmung.



Es war Kaiser Justinian, der den grandiosen Plan zu einem völligen Neubau der Großen Kirche von den Fundamenten an fasste. Die Bauarbeiten dauerten fünf Jahre (532-537) und am 27. Dezember 537 konnte Patriarch Menas die wunderbar gelungene Kirche einweihen. In der Hagia Sophia haben ihre Architekten Anthemios von Trallos (gest. 534) und Isidoros von Milet einen der gewaltigsten und beeindruckendsten Innenräume der gesamten Architekturgeschichte geschaffen.

Die Hagia Sophia gehört zu einem Übergangstypus der Kuppelbasilika. Ihr herausragendstes Merkmal ist die von vier massiven Eckpfeilern getragene Kuppel, von denen jeder an der Basis etwa 100 Quadratmeter misst. Die darauf ruhende gewaltige Kuppel wird von vier einbögigen Fenster durchbrochen. So können Ströme von Licht in den Raum der Kirche einfließen und ihn ganz erleuchten, wodurch die Massen des Baus gleichsam aufgelöst werden und der Eindruck eines unendlichen Raumes entsteht.

Die Kuppel der Hagia Sophia bleibt mit ursprünglich 33 Metern Spannweite bis zum heutigen Tage die größte über nur vier Tragepunkten errichtete Ziegel-Kuppel der Architekturgeschichte.

Das oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat am 10. Juli 2020 entschieden, dass die Hagia Sophia künftig wieder als Moschee genutzt werden darf. Auf Anordnung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan findet das erste islamische Gebet am 24. Juli statt.

Weblink:

Hagia Sophia - http://relilex.de

Die Hagia Sophia in Istanbul soll vom Museum zur Mosche umgebaut werden. - Youtube

Sonntag, 5. Juli 2020

»Democracy will win!« Thomas Mann


Thomas Mann

1940 zogen Thomas und Katia Mann an die kalifornische Küste. In Pacific Palisades residierte der Dichter bis 1952 als Weltbürger und Mittelpunkt der deutschen Emigranten. Bei ihm liefen alle Fäden der Emigranten zusammen. Hier wurde er zum Kristallisationspunkt der deutschen Exil-Literatur.


Die Ausstellung des Literaturhauses München orientiert sich an einem Leitsatz von Thomas Mann über die Demokratie.


»Es ist mit der Selbstverständlichkeit der Demokratie in aller Welt eine zweifelhafte Sache geworden. Es ist die Stunde gekommen […] für eine Selbstbesinnung der Demokratie, für ihre Wiedererinnerung, Wiedererörterung und Bewußtmachung – mit einem Wort: für ihre Erneuerung im Gedanken und im Gefühl.«

THOMAS MANN: »VOM ZUKÜNFTIGEN SIEG DER DEMOKRATIE«, 1938

»Es ist ein schreckliches Schauspiel, wenn das Irrationale populär wird«, so Thomas Mann 1943 in seiner berühmten Rede in der »Library of Congress«. Wie er dagegenhielt – das ist von inspirierender Aktualität. Denn heute erleben wir, dass die Grundwerte der Demokratie wieder in Frage gestellt werden, dass Populismus und Nationalismus unsere demokratische Gesellschaft massiv unter Druck setzen. Die Ausstellung »Thomas Mann: Democracy will win!« versteht sich als konkreter Beitrag zur aktuellen Debatte auf beiden Seiten des Atlantiks.


»Es handelt sich um die Lebensbedingungen unserer Kinder. Daß wir Fünfzigjährigen das Europa noch sehen werden, in dem unsere Kinder wohnen sollen, wohnen wollen, ist kaum wahrscheinlich. Aber wir können […] wirken helfen, daß es werde.«

THOMAS MANN: »ZUM I. PANEUROPA-KONGRESS IN WIEN«, 1926



Das Thomas Mann House in Pacific Palisades bildet das räumliche und metaphorische Zentrum der Ausstellung. Der weltberühmte Exilant warb von hier aus, im »Weißen Haus des Exils« (Frido Mann), für ein neues Demokratieverständnis. Heute steht das Haus wieder im Dienste des intellektuellen Austauschs und der transatlantischen Verständigung.



»Ich habe keine Furcht um das endgültige Schicksal der Demokratie, trotzdem sie ihren Sieg in Europa durch ihre eigene moralische Schwäche gefährdet […] aber die Demokratie ist ewig menschlich […].«

THOMAS MANN: »BOTSCHAFT AN AMERIKA«, 1938

Der erste Teil der Ausstellung stellt die politische Biografie Thomas Manns in ihrer Entwicklung vom Monarchisten zum wirkmächtigen Gegner des Nationalsozialismus und engagierten Kämpfer für die Demokratie vor. Fotografien, Texte, Auszüge aus den berühmten Radioansprachen »An die deutschen Hörer!« und Originalexponate zeichnen seine intellektuellen, politischen und räumlichen Wege nach.



»Wir alle tragen Verantwortung, gemeinsam jede und jeder von uns für dieses Land,
welches unser aller gemeinsames Zuhause ist«.

IGOR LEVIT, POLITISCH AKTIVER STARPIANIST

Der zweite, multimediale Teil schlägt einen Bogen zur Gegenwart. Was macht einen politischen Menschen aus? Wie wird man zum Demokraten? Wie verteidigt man seine Haltung? Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, Filme und Interviews, Tweets und Zitate von Persönlichkeiten aus Politik und Pop, Literatur und Gesellschaft – wie Greta Thunberg oder Sasa Stanisic, Donald Trump oder Barack Obama, Igor Levit oder Edward Snowdon – veranschaulichen die Virulenz der Fragestellung: Wie können wir die Demokratie als einzige mögliche Gesellschaftsform verteidigen und nachhaltig stärken? Eine Aufgabe, die heute – in Zeiten der globalen Migration, des Klimawandels, der neuen Pandemien – wichtiger ist denn je.

Die Begriffe HERKUNFT, ZEITGEIST, BEKENNTNIS, HANDELN und VERANTWORTUNG strukturieren die Ausstellung – und zeigen die Ambivalenzen, die selbst ein demokratisches System nicht aufheben kann. Thomas Manns Leben bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, um sich mit der Lage und Zukunft der Demokratie zu beschäftigen – und dabei an Manns Diktum festzuhalten: »DEMOCRACY WILL WIN!«


»Von diesem Tag an wird eine neue Vision unser Land regieren. Von diesem Tag an wird es nur noch ›America first‹ heißen, ›America first‹.«

DONALD TRUMP IN DER ANTRITTSREDE ANLÄSSLICH SEINER AMTSEINFÜHRUNG, 20. JANUAR 2017


»Not ›America First‹ but ›Democracy First‹ and ›Human Dignity First‹ is the slogan which will really lead America to first place in the world […].«

THOMAS MANN IM INTERVIEW IN GREENSBORO DAILY NEWS, 31. OKTOBER 1941

Die Ausstellung des Literaturhauses München erfolgt in Kooperation mit dem Thomas Mann House, Paci fic Palisades // gefördert vom Auswärtigen Amt, Berlin.

Die Ausstellung »DEMOCRACY WILL WIN!« Thomas Mann dauert vom 28. Mai 2020 bis zum 4. Oktober 2020.


Weblink:

»DEMOCRACY WILL WIN!«
Thomas Mann
- www.literaturhaus-muenchen.de

Thomas Mann-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Thomas Mann-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Donnerstag, 2. Juli 2020

70 Jahre Suhrkamp Verlag

Peter Suhrkamp, rechts Bertolt Brecht

Der Suhrkamp-Verlag gilt als Ausweis des neu erwachten Geisteslebens in Deutschland nach dem Krieg. Wie kaum ein anderer Verlag hat der Suhrkamp-Verlag das geistige Leben in der Bundesrepublik seit der Nachkriegszeit geprägt. Als einer der ersten überhaupt hatte Peter Suhrkamp von den Alliierten eine Lizenz zur Verlagsgründung erhalten.

Der Verlag war stets eine Versammlung von Autoren von Weltruf. Große Autoren wie Bertolt Brecht, Max Frisch, Ingeborg Bachmann oder Thomas Bernhard, Theodor W. Adorno, Hans Magnus Enzensberger oder Jürgen Habermas haben über Jahrzehnte das Erscheinungsbild des Verlags geprägt.


Peter Suhrkamp mit Siegfried Unseld

Am 1. Juli 1950 gründete Peter Suhrkamp in Frankfurt am Main den bis heute renommierten Suhrkamp Verlag. Vorausgegangen war eine lange gemeinsame Geschichte mit dem ebenfalls traditionsreichen S. Fischer Verlag, für den Suhrkamp fast 20 Jahre tätig war. Doch Suhrkamp und Gottfried Bermann Fischer hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg überworfen und es kam zum Bruch.

Peter Suhrkamp übernahm eine Reihe von Autoren in seinen neuen Verlag – darunter Hermann Hesse und Bertolt Brecht. Es sind schmale Zeilen, die Bertolt Brecht im Mai 1950 an Peter Suhrkamp richtet und die dennoch eine große Wirkung entfalten: »Lieber Suhrkamp, natürlich möchte ich unter allen Umständen in dem Verlag sein, den Sie leiten.« Die darin signalisierte Unterstützung ist eine wichtige – die schließlich maßgebliche für die Gründung des heutigen Suhrkamp Verlages wird durch Hermann Hesse nur wenige Wochen später erfolgen.

Eine ereignisreiche Zeit war dem vorausgegangen: Im Jahr 1936 wird der Verleger Gottfried Bermann Fischer von den Nationalsozialisten in die Emigration gezwungen, Peter Suhrkamp führt den verbliebenen Teil des S. Fischer Verlags in »Treuhänderschaft« weiter. Nach dem Kriegsende fordert Bermann Fischer die Rückgabe des Verlags an die Familie S. Fischer.

In einem Vergleich einigt man sich schließlich darauf, 48 Autoren darüber entscheiden zu lassen, bei S. Fischer zu verbleiben oder in einem neugegründeten Suhrkamp Verlag veröffentlicht zu werden. Mit den eingangs erwähnten Hesse und Brecht entscheiden sich insgesamt 33 Autoren für Peter Suhrkamp: Genug, um die Gründung eines neuen Verlags zu wagen.

Suhrkamp Verlag

Am 1. Juli 1950 erfolgt die Eintragung der Einzelhandelsfirma Suhrkamp Verlag ins Handelsregister in Frankfurt am Main, wo der Verlag von nun an seinen Sitz hat. Die erste Zahlung an das neugegründete Unternehmen, so weiß Siegfried Unseld in seiner Biografie Peter Suhrkamps zu berichten, war eine Überweisung des S. Fischer Verlags, die diesen irrtümlich erreicht hatten: »DM 250,- für eine Hesse-Lizenz. Es war das erste Kapital des Verlags.«

Am 8. September 1950 stellt Suhrkamp in einem Brief an die Autorinnen und Autoren das Eröffnungsprogramm vor: Unter den ersten im Suhrkamp Verlag erscheinenden Büchern sind schließlich Ausgewählte Essays von T. S. Eliot, Max Frischs Tagebuch 1946-1949, Hermann Hesses Das Glasperlenspiel und Walter Benjamins Berliner Kindheit um Neunzehnhundert – Autoren und Bücher, die den Verlag durch seine nunmehr 70 Jahre Geschichte bis heute begleiten.

Dem Suhrkamp Verlag kommt das Verdienst zu, das Taschenbuch als günstige Variante des Lesens populär gemacht und damit auch neue Lesergruppen erschlossen zu haben.

Suhrkamp Verlag


Heute gehören zur Verlagsgruppe auch der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Verlag der Weltreligionen, der Suhrkamp Theater Verlag und der Elisabeth Sandmann Verlag. Insgesamt sind bislang gut 25.000 Werke erschienen. Im Suhrkamp Verlag sind in dieser Zeit 16.492 Novitäten erschienen – im Hauptprogramm, im Jüdischen Verlag und in den Reihen Bibliothek Suhrkamp (seit 1951), edition suhrkamp (seit 1963), suhrkamp taschenbuch (seit 1971), suhrkamp taschenbuch wissenschaft (seit 1973), Suhrkamp BasisBibliothek (seit 1998), Suhrkamp BasisBiographien (seit 2005), Suhrkamp Studienbibliothek (seit 2007), editon unseld (seit 2008)