Donnerstag, 29. Oktober 2020

Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt 2025


Chemnitz soll Europäische Kulturhauptstadt 2025 werden. Damit setzte sich die sächsische Stadt gegen sieben Mitbewerber durch, darunter Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Nürnberg. Der Chemnitzer Traum, Kulturhauptstadt Europas zu werden, ist Wirklichkeit geworden. Das ist ein herausragender Erfolg für die Stadt.

Chemnitz hat bei seiner Bewerbung rundum überzeugt und die Konkurrenten ausgebotet. Bis zur finalen Entscheidung um den Titel am 28. Oktober 2020 war es ein langer Weg in dem zweistufigen und kompetitiven Verfahren für die Stadt Chemnitz. Die Nominierung bedeutet eine große Chance für die Stadt.

Chemnitz will "all die Leute und Orte sichtbar machen, die man nicht sieht, und damit auch ein Chemnitz, das in Europa - noch - keiner auf dem Schirm hat", so das Bewerbungsteam. Mit kulturellen Mitteln sollen Gräben überwunden werden.
Die Stadt kann auf eine über 800-jährige Stadtgeschichte verweisen. Sie war das industrielle Zentrum nach der Reichsgründung 1872, zusammen mit Zwickau war es das zweitgrößte zusammenhängende Industriegebiet in Deutschland, nach dem Ruhrgebiet. In dieser Zeit entstand auch das größte noch existente Gründerzeitviertel, der Kaßberg.

Chemnitz war nach der Wende immer wieder am Puls der Zeit mit Kulturveranstaltungen, die aus dem Nichts geschaffen wurden. So zum Beispiel das Splash, das damals größte Hip Hop Festival in Europa. Chemnitz hat nicht die Mittel oder die Größe von Dresden oder Leipzig, aber dennoch gelang es immer wieder Außergewöhnliches auf die Beine zu stellen.

Es gibt eine recht produktive Kulturszene, die zum Beispiel das Filmfestival Schlingel ausspuckt oder Acts wie Kraftklub, Tefla und Jaleel oder Trettmann.

Vieles von dem was hier passiert, passiert die Stadtgrenzen nicht, aber dennoch ist diese Stadt für über 250.000 Menschen geschätzte Heimat. Der Lokalpatriotismus ist jedenfalls gerechtfertigt.
Chemnitz ist tatsächlich die kurioseste Kulturhauptstadt Europas, die es jemals gegeben hat. Die Stadt bietet jede Menge sozialistische Plattenbauromantik und städtebauliche Fehlplanungen seit der Wende. Neue Straßen ins Nirgendwo und alte Straßen mit Buckelpistenkultur. Chemnitz hat sogar einen Kulturpalast im Ortsteil Rabenstein, der ist ein ganz besonderes Schmuckstück, den muss man schnell noch besucht haben, bevor er in sich zusammen bricht.


Chemnitz steht für Solidarität und Humanismus. Das bürgerliche Engagement ist in Chemnitz besonders ausgeprägt. Darum wurde Chemnitz zur europäischen Kulturhauptstadt ausgewählt. Überall in Europa wird der demokratische Wandel spürbar. Chemnitz zeigt wie es geht. Achtsamkeit u der Einsatz für Recht und Freiheit stärkt die Mehrheitsgesellschaft.

Chemnitz war immer Underdog. Selbst bei Pegida waren hier maximal 100 Leute. Immer zu klein, um als richtige Großstadt durchzugehen, haben sich hier besondere Charaktere geprägt. Es überrascht dann doch, wer alles aus Chemnitz stammt bzw. hier lange gelebt hat. Eine Reihe berühmt gewordener Sportler stammen aus Chemnitz oder wurden hier groß. Aber auch so mancher Künstler und Schauspieler ist hier zur Schule gegangen. Chemnitz ist letztendlich mehr - mehr wie in "Wir sind mehr".

Die Stadt in Sachsen war vor zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten, als sie tagelang im Ausnahmezustand gewesen, nachdem Daniel H. am Rande des Stadtfests von einem Asylbewerber erstochen worden war. Es folgten Demonstrationen, bei denen auch der Hitlergruß gezeigt wurde. Die Ereignisse des Sommers 2018 wurden genau wie brachliegende Flächen und leerstehende Häuser zunächst als Schwäche in der Bewerbung der drittgrößten Stadt in Sachsen betrachtet.

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