Sibiu - deutsch: Hermannstadt - ist zusammen mit Luxemburg 2007 Europäische Kulturhauptstadt. Ein Jahr lang zeigt die Stadt Sibiu am Fluss Zibin mit einem bunten Kultur-Programm aus Musik, Theater, Literatur und Kunst wie ein harmonisches Miteinander unterschiedlicher ethnischer Gruppen möglich ist.
Unter dem Motto "Eine Stadt mit vielen Kulturen, Sprachen und Religionen"
bietet eine geführte Tour Einblicke in die wichtigsten orthodoxen, evangelischen, römisch-katholischen und Roma-Kirchen der Stadt Sibiu. Mitglieder mehrerer Religionen zelebrieren eine Messe in der Synagoge der Stadt. Ein Filmfestival unter
dem Motto Zwischen exotischem Bild und sozialen
Problemen zeigt die Wirklichkeit der Roma, die in und um Sibiu leben.
Sibiu ist eine Stadt im Aufbruch.
Das Musikprogramm reicht vom Crossover-Musikfestival bis
zu Klassik-Experimenten wie einem Konzert des Komponisten Hans Peter
Türk, der zusammen mit dem Bach-Chor Sibiu und der Meissner
Kantorei Dresden ein unvollendetes romantisches Oratorium
seines transylvanischen Kollegen Rudolf Lassel (18611918) in moderner
Weise weiterkomponiert hat. Fotoausstellungen,
Filmfestivals, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im
Brukenthalmuseum, aber auch Vorführungen traditioneller Musik, Tanz und
Handwerkskunst im Astramuseum, dem größten Freilichtmuseum
Rumäniens, runden das Programm ab.
So bunt das Bild der Stadt heute, so bewegt ist auch ihre
Geschichte. 1150 wurde sie von deutschen Siedlern gegründet. Trotz
Bedrohung und Zerstörung durch Tartaren, Türken und
Österreicher entwickelte sie sich im 14. Jahrhundert zu
einem wichtigen Handelszentrum. Traurige Berühmtheit erlangte Sibiu im
September 1916. Hier fand während des Ersten Weltkrieges
die erste große Schlacht an der Ostfront zwischen dem
rumänischen und dem österreich-ungarischen Heer statt. Nach dem Krieg
kam das hauptsächlich von Deutschen bewohnte Hermannstadt zu
Rumänien.
Überall in der Stadt sind noch heute die zweisprachigen
Straßenschilder und Haustafeln zu sehen. Nur noch etwa 2000 der rund
170.000 Einwohner sind Deutsche, doch das Erbe wird auch von
der rumänischen Bevölkerung weitergeführt: Die
deutschsprachigen Schulen werden zu 90 Prozent von Schülern besucht,
deren Muttersprache Rumänisch ist. Und 2004 wurde mit einer
überwältigenden Mehrheit von 90 Prozent der Stimmen der
Deutsche Klaus Johannis als Bürgermeister wiedergewählt.
Stärke haben die Einwohner Sibius auch im Kampf gegen die
kommunistische Diktatur Nicolae Ceausescus bewiesen. Für die Freiheit in
Rumänien erhoben sich die Hermannstädter 1989 während
der Dezemberrevolution vier Tage nach der Stadt
Temeswar/Timisoara. Der Kampf gegen den kommunistischen Terror kostete 91 Menschen das Leben, seitdem gilt
Sibiu als Märtyrerstadt.
Verschont vom kommunistischen Regime und den zwei
Weltkriegen hat sich Sibiu mit seiner Altstadt ein ganz besonderes Flair
erhalten können. Hermannstadt ist eine der schönsten und am
besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Rumäniens und
Europas. Das historische Zentrum bildet der Große Ring, ein imposanter
Platz, umgeben von bedeutenden Gebäuden aller Epochen von
der Renaissance bis zur Gründerzeit. Wo früher öffentliche
Hinrichtungen stattfanden, blicken heute die Augen der Stadt auf den
Besucher. So werden die Dachfenster der Häuser genannt,
die den Betrachter hier besonders eindrucksvoll
anschauen sollen.
Weblink:
Sibiu - Europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2007 - www.rumaenien-tourismus.de