Mittwoch, 19. Februar 2014

Winterspiele in Sotschi mit Symbolcharakter

Sotschi Olympiastadion

Die olympischen Winterspiele in Sotschi sind ein Ideal, das die Nation vereinen soll. Die Spiele sind von nationalem Prestige und politisch aufgeladen. Sie sind zugleich Balsam auf die empfindliche russische Seele und auch eine Offenbarung des heutigen modernen Russlands.

Dass in der Olympiastadt Sotschi Winterspiele in einem Badeort, die teuersten Spiele aller Zeiten und massive Eingriffe in die Umwelt stattfinden, liegt daran, dass in Russland alles von einem einzigen Kopf entschieden wird. Und Putin sucht nach Herausforderungen.

Natürlich wäre es viel einfacher, in Sibirien Winterspiele zu veranstalten. In drei Vierteln des russischen Territoriums liegt neun Monate im Jahr Schnee. Aber das wäre keine richtige Aufgabe für diesen "ewigen" Präsidenten. Deshalb hat er Sotschi ausgesucht. Das hat vor ihm noch keiner gemacht, an einem Badeort Winterspiele zu veranstalten.

Die olympischen Winterspiele in Sotschi waren von Anfang an das große Projekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Kremlchef hatte sich nicht nur für die Vergabe der Spiele an die russische Schwarzmeerstadt mit großem persönlichen Einsatz stark gemacht. Putin hatte selbst, wie er immer wieder betont, die Idee entwickelt, an den Hängen des Westkaukasus Winterspiele auszutragen.

Dass Putin die Entscheidung für Sotschi getroffen hat, liegt auch an den alten Minderwertigkeitskomplexen, die das Land noch immer hat. Selbst 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums fühlt sich Russland noch immer abgeschnitten vom Rest der Welt. Und deshalb versucht Putin, so viele internationale Projekte wie möglich an Land zu ziehen. Das dient dem Zweck, das Land wieder in die Weltgemeinschaft zu bringen. Und dann kommt die Weltgemeinschaft und sagt: Nicht alle Hotels sind fertig.

Durch diese Winterspiele sind sehr viele Wunden des heutigen modernen Russlands offenbar geworden. Durch die internationale Aufmerksamkeit sind offene Debatten angestoßen worden. Vieles, was vorher im Dunklen möglich war, wird nun nicht mehr möglich sein. Diese Winterspiele mit ihrer ganzen Kritik werden zu einer Liberalisierung des Systems führen.

Weblinks:

Wladimir Kaminer zu Olympia in Sotschi: "Hinfahren und meckern" -
Interview Wladimir Kaminer zu den Spielen in Sotschi - www.tagesschau.de

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