Kevin Coyne wurde vor 70 Jahren an 27. Januar 1944 in Derby in den Midlands geboren. Der große englische Tondichter des ausgehenden 20. Jahrhunderts war ein begnadeter Rockmusiker mit lyrischen Ambitionen, denn er war ein großer Dichter mit unermüdlichem Schaffenszorn zudem.
Die Eltern schickten den begabten Jungen mit 13 Jahren auf die »Art School«, im England der fünfziger und sechziger Jahre traditionell ein Ort, an dem man jene Mittelschicht-Kinder steckte, mit denen man nichts anzufangen wusste - von daher eine ganz natürliche Brutstätte des britischen Rock’ n’ Roll.
Nach ersten einfachen Griffen auf der Gitarre, Busschaffner, Pfleger im Irrenhaus, Szenen aus der Trinkerheilanstalt und Geschlossener Psychiatrie, formte er diese Erfahrungen mit seiner ersten Band »Sirenen« um in zurechtgebogene Riffs von Elmore James und John Lee Hooker, Lärm von der anderen Seite der Welt.
1973 tauchte ein gewisser Richard Branson auf, ein junger Typ aus der englischen Oberschicht, der ein Geschäft witterte, wenn Kevin für seine Mailorder-Firma »Virgin« die Klangwolken des vielversprechenden Gitarristen Mike Oldfield mit Texten versorgte.
Doch dieser Mike Oldfield wurde auch wortlos ein Weltstar und Kevin konnte mit dem Rückenwind von Oldfields Erfolg sein großartiges Doppel-Album »Marjory Razorblade« (EMI/Virgin) veröffentlichen, kleine Schmuddelgeschichten durchschnittlicher englischer Arbeiterfamilien mit den Stilmitteln von Blues und Rock, ein genuiner Brit-Blues, kein Aufguss amerikanischer Vorbilder.
Im Lauf der Jahre beriefen sich viele Granden des englischen Pop auf Kevin Coynes Musik, die dieser unermüdlich hervorbrachte, desinteressiert an handwerklichen und Studio Finessen, an Wohlverhalten gegenüber Presse, Publikum oder Label-Bossen, an wohlfeilen Karriere Notwendigkeiten, wie etwa eine angetragene Mitgliedschaft bei den »Doors«.
Kevin soff schließlich mit jedermann zu jeder Zeit, beharrte auf sein Recht auf schlechte Laune und schlechte Gesellschaft und die Tritte von oben blieben nicht aus. Seine Labels wurden immer kleiner, seine Konzerte oft alkoholverbrannte Katastrophen, und Mitte der Achtziger folgte der Zusammenbruch: Als lallender Penner am Hauptbahnhof in Nürnberg fand ihn seine künftige Frau – Entzug, Rückzug, Bürgerlichkeit.
In Deutschland, wo ihn ein Auftritt im Rockpalast einem breiteren Publikum bekannt machte, hatte er eine kleine, aber treue Fangemeinde. Es kam daher nicht überraschend, als er nach einem Nervenzusammenbruch 1981, verursacht durch Alkoholismus und Überarbeitung, Deutschland als neuen Lebensmittelpunkt bis zu seinem Tode wählte.
In seiner neuen Heimatstadt hat er gemalt, geschrieben, Platten aufgenommen, wurde geliebt und geehrt, doch England hat er jeden Tag seines restlichen Lebens vermisst.Der begnadete Gitarrist und Singer-Songwriter starb am 2. Dezember 2004 in seiner Wahlheimat Nürnberg mit fast 61 Jahren an den Folgen einer Lungenfibrose.
Kevin Coyne-Portrait:
Kevin Coyne - www.just-in-time-rockband.de
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