Samstag, 7. Oktober 2017

Martin Luther - Rebell und Ketzer

Martin Luther

Martin Luther gilt als der bedeutendste Reformator und eine zentrale Gestalt der Kirchengeschichte. Durch sein neues theologisches Denken und seine Bibelauslegung wurde er zum Erneuerer der Kirche.

Luther studierte Rechtswissenschaft in Erfurt und trat dann in das Erfurter Kloster der Agustiner ein. Später lehrte zunächst als Doktor der Theologie und Professor an der Universität Wittenberg.

Er war Augustinermönch und als junger Mönch hatte er lange in Anlehnung der Botschaft des bilblischen Neuen Testaments mit der Frage gerungen: »Wie bekomme ich einen gerechten Gott?« und die Antwort bei Paulus gefunden: »Nicht durch des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben!«.

Er wandte sich daher gegen den schamlosen Ablasshandel, die auch dadurch geförderte Sittenlosigkeit des Klerus, den weltlichen Machtanspruch der Kurie und des Papstes und die Dekadenz des Papsttums. Diese Attacke traf die Amtskirche an der empfindlichste Stelle, stiess aber dank des seit 1450 durch Gutenberg verbreiteten Buchdruckes auch auf ungeheuere Resonanz in der Öffentlichkeit.

Martin Luther war ein Rebell und Ketzer. Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben. Die von ihm angestoßene Reformation wirkte wie ein ungeheurer Modernisierungsschub, auf Kunst und Alltagsleben, Literatur, Wissenschaft und Publizistik; Luthers Bibelübersetzung ist der Grundtext für das heutige Deutsch.

Vor allem aber gab der entlaufene Augustinermönch den Deutschen zum ersten Mal einen Begriff von der Individualität des Menschen: Du allein verfügst über dich, nicht der Kaiser, nicht der Papst, niemand außer Gott. Luther ist eine einzigartige Figur in der europäischen Geschichte. Ohne ihn wäre die Welt ärmer – auf jeden Fall eine andere.

Luther war ein Mann, der seine Welt vom Kopf auf die Füße gestellt hat, vor dem Hintergrund des aufregenden 16. Jahrhunderts, in dem die Neuzeit beginnt.

Am 31. Oktober 1517 schlug er seine gegen Mißstände in der Kirche 95 Thesen zu Buße und Ablaß an die Schlosskirche von Wittenberg. Damit leitete er die Reformation ein. Sie waren in kurzer Zeit in ganz Deutschland bekannt und hallten durch ganz Europa. Von der Stadt Wittenberg ging die Reformation aus, die dem Papst Leo X. ein Leben nach seiner berühmten Devise "Lasst uns das Papsttum genießen" nachhhaltig vergällte.

Am 3. Januar 1521 wurde Martin Luther aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Papst Leo X. verhängte einen Bann gegen Luther. Der Ausschluss war der vorläufige Höhepunkt eines heftigen Streits zwischen Luther und dem Vatikan, der schliesslich zur Spaltung der Kirche führen sollte.

1521 wurde der streitbare Theologe zum Reichstag nach Worms bestellt. Dort sollte er vor dem Reichstag seine Thesen widerrufen. Als er sich weigerte, wurde er vom Kaiser mit einen Kirchenbann - der sog. Reichsacht - belegt und für vogelfrei erklärt.

Er war ein Mensch in der Revolte, einer, der in die hehren Hallen der Überlieferung, der höfischen Sitten, der Eleganz eingebrochen ist. Kein Auge für Schönheit, kein Blick für Kunst, nichts, was vom geraden Weg zu Gott ablenkt.

Martin Luther hatte aber zahlreiche weltliche Fürsten der Kurie als Förderer, die ihn unterstützten und ihm Obdach und Schutz vor päpstlicher Verfolgung gewährten.


Ebenso erhob er zwei Forderungen mit der gleichen Konsequenz: Einmal die unbedingte Unterordnung unter die von Gott gesetzte Obrigkeit und zu anderen der unbedingte Ausschluß jeder Gewaltanwendung.



Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Literatur [ >> ] :

Luther: Ein deutscher Rebell
Luther: Ein deutscher Rebell
von WilliWinkler


Blog-Artikel:

- Kulturwelt-Blog - culturwelt.blogspot.com

Mittwoch, 4. Oktober 2017

steirischer herbst 2017 – »Where Are We Now?«

Das Avantgarde-Kunstfestival steirischer herbst findet 2017 zum 50. Mal statt.

steirischer herbst

Mit dem Herbst kommt die Kunst

Diesen Anlass greift das Festival auf, um grundsätzliche Fragen zur Selbstverortung von Kunst und Gesellschaft zu stellen: Wo stehen wir eigentlich?

Was hat zu dieser Gegenwart geführt? Und mit welchen Mitteln wollen wir unseren Platz in der Welt und die Wege, die wir zukünftig einschlagen, überhaupt bestimmen?


Auf die unglaubliche Restauration der Nachkriegsjahre, das Zudecken und Verbürgerlichen von allem und jedem, folgte in den späten 1960er und 1970er Jahren eine kulturelle Aufbruchstimmung. Neue Initiativen, Vereine, Projekte wurden gegründet - und 1968 rief der ÖVP-Kulturpolitiker Hanns Koren den steirischen herbst ins Leben.

Der steirische Herbst feiert Geburtstag mit vielseitigen Aktionen und spannenden Produktionen.
(ab 22.09.-15.10.2017)


Weblink:

steirischer herbst - Festival neuer Kunst - www.steirischerherbst.at

steirischer herbst - Festival neuer Kunst - herbst50.steirischerherbst.at


steirischer herbst 2017 – Where Are We Now? | www.gat.st

Das steirische Internetportal für Architektur und Lebensraum

Samstag, 30. September 2017

Der »steirische herbst« feiert sein 50-jähriges Bestehen

steirischer herbst

Der »steirische herbst« feiert sein 50-jähriges Bestehen. Zum ersten Male fand die Kulturverantstaltung im Jahre 1968 statt.Der »steirische herbst« ist ein progressives Festival und eine Plattform für zeitgenössische Künste, das 1968 in Graz ins Leben gerufen wurde und mittlerweile etabliert ist.

Das internationale Festival für zeitgenössische Kunst hat sich vom ehemaligen ungeliebten steirsischen Schmuddelkind zum heutigen Liebkind der Politik und Vorzeigeprojekt der Kunst-Avantgarde entwickelt. Anlass, um einige Schlaglichter auf die Geschichte des Festivals zu werfen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Der diesjährige »steirische herbst« findet vom 22. September bis zum 15. Oktober statt

Die scheidende Intendantin Veronica Kaup-Hasler erinnerte in ihrer emotionalen Rede, dass der steirische herbst das älteste multidisziplinäre Festival für zeitgenössische Kunst in Europa sei und sich immer wieder neu erfinden müsse.

Auf die unglaubliche Restauration der Nachkriegsjahre, das Zudecken und Verbürgerlichen von allem und jedem, folgte in den späten 1960er und 1970er Jahren eine kulturelle Aufbruchstimmung. Neue Initiativen, Vereine, Projekte wurden gegründet - und 1968 rief der ÖVP-Kulturpolitiker Hanns Koren den steirischen herbst ins Leben.

steirischer herbst

1963 wurde vom steirischen Kulturlandesrat und späteren herbst-Gründungsvater Hanns Koren die Dreiländer-Biennale trigon gegründet mit dem Ziel das aktuelle Kunstschaffen von Österreich, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien zu repräsentieren. Ab der zweiten Ausgabe zeichnete die Neuen Galerie Graz dafür verantwortlich.

Die Biennale war ein wesentlicher Baustein, der zur Gründung des steirischen herbst 1968 führte. Die Ausstellung von 1967 „ambiente / environment“ gilt als Vorläufer des Festivals und wird im heurigen Jubiläumsjahr in gleich mehreren Ausstellungsprojekten aufgegriffen: „trigon 67/17“ im Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien, „we are here!“ im Haus der Architektur und „Graz Architektur“ im Kunsthaus Graz.
Hermann Nitsch sorgte für einen der größten Kunstskandale des steirischen herbst.

1968 hat Alles mit einemSkandal angefangen. Hermann Nitsch sorgte für einen der größten Kunstskandale des steirischen herbst.

Vor 50 Jahren war die Aufregung groß, als „trigon 67“ das Format Ausstellung vollkommen neu interpretierte und genreübergreifende Raumgestaltungen als künstlerische Arbeiten präsentierte. Am Originalschauplatz antworten zeitgenössische Kunstschaffende nun auf das historische Projekt.

Nach Jahren des Umherschweifens in der Stadt erklärt der steirische herbst im 50. Festivaljahr sein Hauptquartier zum Festivalzentrum. Mit einer spektakulären Überdachung des Innenhofs, einer Installation im öffentlichen Raum, vielfältigen Veranstaltungen, Bar und Restaurant.

Mit dem »steirischen herbst« konnten die Kulturbeauftragten der Stadt Graz ein einzigartiges Avantgarde-Festival etablieren, das sich seit 1968 zum größten Event dieser Art in Europa gemausert hat und zu einer Institution geworden ist. Es ist eine Bereicherung der Kulturlandschaft und hat seinen festen Platz in Kulturkalender.

Seit fünfzig Jahren ist der »steirische herbst« eines der weltweit wenigen Festivals für zeitgenössische Künste, das seinem Wesen und Anspruch nach wahrhaft multi-disziplinär ist: das »Multikunst-Festival« integriert Kunst, Musik, Performance, Tanz, Theater, Literatur, Architektur, Neue Medien und Theorie ­– im Lauf der Jahre mit unterschiedlichen Schwerpunkten, immer aber selbstbewusst aus den jeweiligen Bedingungen des Genres heraus.


In dem Palais Attems sind sowohl das zeitgenössische Festival »steirischen herbst« als auch das klassische Festival »styriarte« beheimtat. Nach italienischem Vorbild erbaut, wurde das Palais Attems um das Jahr 1716 vollendet und gilt seither als Besonderheit der österreichischen Barockarchitektur. Im seinem Jubiläumsjahr lädt nun der steirische herbst in das barocke Bauwerk ein - es darf zum Festivalzentrum erblühen - mit Installationen und einer Konstruktion, die den Innenhof majestätisch erheben wird.


Die dänische Choreografin Mette Ingvartsen eröffnet mit der Uraufführung von "to come (extended)" am 22. September den diesjährigen steirischen herbst, der bis 15. Oktober dauert. Neue Arbeiten von den heimischen Performern Simon Mayer und Florentina Holzinger sowie des chinesischen Multitalents Tianzhuo Chen sind auf den Grazer Bühnen zu erleben.

Weblinks:

steirischer herbst - Festival neuer Kunst - www.steirischerherbst.at

steirischer herbst - Festival neuer Kunst - hMit dem Herbst kommt die Kunst erbst50.steirischerherbst.at

Der steirische herbst feiert Jubiläum! - www.steirischerherbst.at

Mit dem Herbst kommt die Kunst - www.steiermark.com

Dienstag, 26. September 2017

Basilika San Francesco in Assisi bei einem Erdbeben schwer beschädigt

Die Oberkirche San Francesco


Die Basilika San Francesco ist eine Basilika in Assisi, Italien. Sie ist die Grablegungskirche des heiligen Franziskus von Assisi. Als Basilica maior gehört sie seit 1756 zu den sieben ranghöchsten katholischen Gotteshäusern.

Die Basilika ist in Ober- und Unterkirche mit bedeutenden Malereien der Renaissance, unter anderem des Giotto di Bondone, geschmückt. Sie wurde vor 20 Jahren am 26. September 1997 bei einem Erdbeben schwerst beschädigt und mit enormem Aufwand wiederhergestellt.

Die Basilika San Francesco liegt am westlichen Ende der Ortschaft Assisi, direkt am Hang des Gebirgszuges Monte Subasio. Dieser etwas abseits gelegene Bereich war einstmals der Ort, wo Hinrichtungen stattgefunden haben, im Volksmund auch Colle d’inferno (‚Höllenhügel‘) genannt. Hier wollte Franziskus begraben werden, in Erinnerung an Jesus, der ebenfalls an einer Hinrichtungsstätte (Golgota) außerhalb der Stadtmauer von Jerusalem den Tod fand.

Die geamte Anlage folgt einem Grundkonzept. Der Kirchen-Komplex der Basilica San Francesco ist als Doppelkirche ausgeführt, mit der Oberkirche Basilica Superiore und einer Etage tiefer der Unterkirche Basilica Inferiore. Dieses Grundkonzept bestand – zumindest nach einer anderen Theorie – von Anfang an nicht nur aus den beiden Kirchenteilen, sondern auch aus einem umfassenden Bildprogramm, das von vorneherein feststand.

Samstag, 23. September 2017

Aarhus Umbruch in der europäischen Kulturhauptstadt 2017

Aarhus

Aarhus ist die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Die Kommune Aarhus insgesamt hat 330.639 Einwohner. Die Stadt präsentiert sich heute als moderne, offene, lebendige Metropole. Die Stadt bildet das wirtschaftliche Zentrum Jütlands und verfügt über eine vielseitige Industrie. Aarhus ist Universitätsstadt. Die Universität Aarhus wurde 1928 gegründet und 1970 staatliche Hochschule.

Die europäische Kulturhauptstadt Aarhus hat den Umbruch von der Industrie- zur Wissensgesellschaft erfolgreich vollzogen. In der europäischen Kulturhauptstadt Aarhus liegt der Umbruch von der Industrie- zur Wissensgesellschaft radikal offen. Zunächst öffnet die Stadt den Fluss Aarhus Å. Seitdem pulsiert das Leben im altehrwürdigen Latinerviertel.

Daraufhin gestaltet sie eine neue Flusspromenade. Links und rechts dieses Boulevards liegen Dom, Galerien, Butiken, gut erhaltene historische Häuser und Plätze zur Entspannung. Im Umkreis der Flussmündung, wo einst Wikinger die Stadt Aros gründeten, erheben sich jetzt Meisterwerke der besten dänischen Architekten. Dieses Neue verbindet sich dort mit Altem wie zum Beispiel mit liebevoll restaurierter Industrie-Archäologie.

Aarhus hat sich das Ziel gesteckt, mithilfe von Kultur Herausforderungen wie soziale Ausgrenzung, Urbanisierung, wachsende Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen, Migration, Klimawandel und Verknappung von Ressourcen zu überdenken unter dem Motto: „Let´s rethink“. Außerdem soll der Titel der europäischen Kulturhauptstadt dafür genutzt werden, das 330.000 einwohnerstarke Aarhus als Kulturstadt neben Kopenhagen touristisch zu etablieren.

Aarhus setzt mit Neubauprojekten Zeichen für eine Neuaausrichtung der Stadtentwicklung - Kultur eingeschlossen. Am sichtbarsten wird dieser Prozess am Hafen, wo ein ganzes Viertel entsteht. Aber auch das ale Aarhus wird modernisiert. Folgt man dem Wasserlauf Richtung City, erreicht man eine Flaniermeile mit Cafes und Restaurants. Es war eine gute Idee, das zubetonerte Flüsschen wieder ans Tageslicht zu bringen.

Faszinierende Architektur von der größten Kirche des Landes bis zum Rathaus in dänischem Design. Das Kulturhauptstadtjahr bietet neue Perspektiven für eine ganze Region.

Weblinks:

Aarhus 2017 - Kulturhauptstadt Europas - www.aarhus2017.dk/de/

Aarhus ist Europäische Kulturhauptstadt 2017 - www.visitkaarhus.de

Kulturhauptstadt 2017: Aarhus will aus Kopenhagens Schatten - www.n-tv.de › Reise

Neue Perspektiven für eine ganze Region - www.tagesschau.de


Literatur:

Die Kulturhauptstadt Dänemarks durchstreifen und erleben
Die Kulturhauptstadt Dänemarks durchstreifen und erleben
von Kristen Benning








Mittwoch, 20. September 2017

Kassel soll von Athen lernen


Die documenta steht nach der Beinahe-Pleite in der Kritik. Die Kunstschau wurde von einigen Skandalen begleitet. Politisch instrumentalisierte Kunst, unverständliche Kunstwerke aufgrund von fehlenden Erklärungen und Zusammenhänge und zum Schluss ein Finanzskandal wegen 7 Millionen Euro Defizit. Und sie stand wohl schon viel früher vor dem Aus - hätten nicht Stadt und Land mit Bürgschaften über jeweils 3,5 Millionen Euro eine Insolvenz abgewendet.

Die letzte Handlung wäre es gewesen, zuletzt noch die wunderbare, aus der Erfahrung der Diktatur, des Vernichtungskrieges und des Genozids geborene, weltweit als beispielhaft ausstrahlende zivilisatorische Errungenschaft, die all dies ermöglicht hat, nämlich die documenta selbst, in den Abgrund zu reißen.

Kritik gab es auch am Motto der documenta. Der Arbeitstitel der Kunstaustellung heißt "Von Athen lernen" - eine Idee des künstlerischen Leiters Adam Szymczyk. In Interviews gab er an, dass es ihm darum gehe, die Teilung in Nord- und Südeuropa zu untersuchen. Athen sieht er als Symbol der globalen Finanzkrise und der Krise Europas.

Kassel soll von Athen lernen: Vor zehn Jahren stand Athen vor der Pleite. "Von Athen lernen" - heißt das Schulden machen und Pleite gehen? Von Athen lernen, heißt Schulden machen, das ist zwar nur ein schlechter Scherz mit dem Motto der documenta, aber die nächste documenta wird mit deutlichen finanziellen Einschränkungen schon in der Planung und der Konzeption leben müssen.

Aus künstlerischer Sicht lohnte sich die Kunstschau aber nicht. Statt neuer Positionen habe es nur Klagegesänge über Gewalt, Krieg und Flüchtlinge gegeben. Nur am Rande habe eine ästhetische Auseinandersetzung stattgefunden. Rauterberg spricht deshalb von einer "sehr zustimmungspflichtigen Ausstellung". Nur wer sich als Besucher Belehrung erhofft habe, sei in Kassel oder auch in Athen "gut aufgehoben" gewesen.

Adam Szymczyk entschuldigte sich für die Schulden nicht, sondern kritisierte seinerseits das ausbeuterische System, das die documenta anpragern wollte.

Der Kunstkritiker Georg Imdahl hofft, dass das "finanzielle Debakel" für die Zukunft der Kunstschau auch "heilsame Folgen" haben könnte. "Wir müssen wegkommen vom Wachstumsdenken in Form von Großausstellungen", so Imdahl.

Adam Szymczyk, künstlerischer Leiter der Documenta 14, habe sich sogar als "Apostel der Beschränkung, der Einkehr und der Reduktion" inszeniert, so Rauterberg ergänzend. Am Ende aber seien die Ausgaben höher gewesen als die aller gewesener Kasseler Schauen: Über 200 Künstler an über 80 Standorten.


Weblinks:

documenta: Von Athen lernen - aber was?

Documenta 14: Was sich von Athen lernen lässt..

Die schlüssigste letzte Handlung


Blog-Artikel:

documenta 14 in Athen eröffnet

Samstag, 16. September 2017

documenta 14 in Kassel geht zu Ende

documenta 14 in Kassel schliesst

Die documenta 14 in Kassel geht nach 100 Tagen an diesem Wochende zu Ende. Sie wurde begleitet von künstlerischen Missverständnissen, einigen Skandalen und einer Finanzkrise zum Schluss. Die documenta zählt als größe Kunstschau der Moderne.

Diese documenta ist – wie angekündigt – tatsächlich neue Wege gegangen – allerdings nicht künstlerisch, sondern eher politisch. Denn dieser Kunstschau genügte es nicht, die Krise der Demokratien unter der Diktatur der Finanzindustrie auszurufen. Sie kündete auch – und damit ist sie zumindest interessanter als die sich naiv affirmativ auf bestehende Konzepte von Werk und Künstler zurückziehende Venedig-Biennale – von einem tiefsitzenden Unbehagen an der Kunst.


Dieser documenta ist es nicht gelungen, Verständnis für die Kunst zu wecken und sich dem Publikum zu öffnen. Das neue künstlerische Konzept des Kurators ist nicht überall auf Verständis gestossen. Die unter dem Eindruck der Krise der Demokratien stattfindende Kunstschau ist dagegen für politische Zwecke instrumentalisiert worden.


Diese politisch instrumentalisierte documenta haben viele nicht verstanden. Und die documenta ist finanziell an ihre Grenzen gestossen. Der künstlerische Anspruch und die Doppelausstellung in Kassel und Athen hat diese documenta finanziell überfordert.

Die documenta 14 wurde von einigen Skandalen begleitet. Politisch instrumentalisierte Kunst, unverständliche Kunstwerke aufgrund von fehlenden Erklärungen und Zusammenhänge und zum Schluss ein Finanzskandal wegen 7 Millionen Euro Defizit. Und sie stand wohl schon viel früher vor dem Aus - hätten nicht Stadt und Land mit Bürgschaften über jeweils 3,5 Millionen Euro eine Insolvenz abgewendet.

Die letzte Handlung wäre es gewesen, zuletzt noch die wunderbare, aus der Erfahrung der Diktatur, des Vernichtungskrieges und des Genozids geborene, weltweit als beispielhaft ausstrahlende zivilisatorische Errungenschaft, die all dies ermöglicht hat, nämlich die documenta selbst, in den Abgrund zu reißen.

Adam Szymczyk entschuldigte sich für die Schulden nicht, sondern kritisierte seinerseits das ausbeuterische System, das die documenta anpragern wollte.

Unter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, daß es sich um die letzte documenta in dieser Form gehandlt hat. Kassel soll von Athen lernen: Die nächste documenta wird mit finanziellen Einschränkungen leben müssen.

Weblink:

Die schlüssigste letzte Handlung

Blog-Artikel:

documenta 14 in Athen eröffnet