Sonntag, 14. Oktober 2018

Burgtheater am Wiener Ring vor 130 Jahren eröffnet

Das 1888 eröffnete Burgtheater an der Wiener Ringstraße

Das 1776 begründete Wiener Burgtheater ist das ehemalige k. k. Hofburgtheater der Habsburger Residenz. Der Bau am Michaelerplatz war bei Publikum und Kaiserhaus, das direkten Zutritt aus der Hofburg hatte, sehr beliebt. Auch das 1888 eröffnete neue Haus am Ring wurde ein gesellschaftlicher und künstlerischer Treffpunkt.

Das Burgtheater ist ein Ort der Hochkultur, wo das Theater als Ersatz für das alte Kaiserreich und der Intendant wie ein Ersatzkaiser fungiert und gedient hat. Das Theater mit einem Ensemble von ca. 160 Schauspielern gilt vielen bis heute als Olymp des Schauspieltheaters deutscher Sprache.

Das Burgtheater ist eine Kulturinstitution und eine Stätte mit repräsentativer kultureller Bedeutung in Österreich. Das dort gespielte Theater ist repräsentativ für den Staat und daher überaus staatstragend. Bis in die Gegenwart ist diesem staatstragenden Theater seine repräsentative Bedeutung in Österreich erhalten geblieben.

Die Verbindung zum Staat und zu den großen Staatsakten ist an seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hofburg und Heldenplatz abzulesen. Das Burgtheater war ein Hoftheater, also kaiserlich, eine höfische Kulturinstitution, seit dem späten 18. Jahrhundert freilich stark ins Bürgerliche gewandelt. Staatstragend im Gestus reicht und repräsentativ in der Form und auch als gesellschaftliches Sinnbild reicht die Ausstrahlungskraft dieses mythischen Ortes stets tief in die Gesellschaft hinein.

Burgtheater historische Ansicht

An diesem Hoftheater herrschten immer schon recht höfische Sitten. Im Burgtheater mussten die für ein Hoftheater selbstverständlichen Konventionen eingehalten werden und die Selbstzensur in Form ausführlicher interner Diskussionen und Überlegungen funktionierte so gut, dass größere Konflikte sehr selten waren. Der natürlich auch anderswo verbreitete spezielle Theater-Aberglaube ist auch im Burgtheater, wo auf Tradition ein besonders großer Wert gelegt wird, anzutreffen, und daraus resultierende Bräuche und Rituale werden stets eingehalten. Viele Schauspieler glauben sogar – mit einem gewissen Augenzwinkern –, dass das Haus einen „Hausgeist“ hat.

K.k. Hofburgtheater um 1900

Das Burgtheater ist ein Haus mit langer Tradition, ein wahrlich staatstragendes Theater mit entsprechendem Repertoire. Der Ort vieler erfolgreicher Premieren und Aufführungen, geleitet unter der Intendanz der Burgtheater-Direktoren, welche mit dem Theater eng verbunden waren.

Die Wirkung der Aufführungen an der Burg muss im Zusammenhang mit dem besonderen Status dieser Kulturinstitution in Österreich gesehen werden: Das Theater als Ort der Aufführung mit dem Anspruch repräsentativer Stücke. Nicht selten ging es jedoch auch um das entstandene Theater um das Theater.

Dieses Hoftheater hat in Laufe der Zeit viele Intendanten kommen und gehen sehen. Stets waren die Direktoren ausgesuchte Theaterkräfte, die dem Ansehen und Wohl des Theaters verpflichtet waren und diesem auch gedient haben. Die Intendanten brachten mit ihren Ideen oft frischen Wind in ein eher traditionell geführtes Haus, welches im Lauf der Zeit verstaubt wirkte.

Das Theater wurde vor 125 Jahren am 14. Oktober 1888 mit Grillparzers »Esther« und Schillers »Wallensteins Lager« eröffnet. Nach mehreren Umbauten wurde die “Burg” zu einem viel besuchten Treffpunkt der Wiener Gesellschaft und beanspruchte den Rang als “erste deutsche Bühne”. Neben Klassikern und deutschen Lustspielen stand auch gesellschaftskritische neuere Literatur auf dem Spielplan.

Als erstes Stück Arthur Schnitzlers wurde “Liebelei” gegeben. 1901 kam mit “Lumpazivagabundus” erstmals ein Stück des ‚Volksdichters’ Johann Nestroy zur Aufführung. Allerdings gab es nur zwei Wiederholungen. Wie auch Raimund wurde Nestroy vom Publikum noch nicht als “burgtheaterfähig” angenommen.

Nachdem dieses 1945 infolge von Bombenangriffen vollständig ausgebrannt war, diente das Ronacher bis zur Wiedereröffnung am 14. Oktober 1955 als Ausweichquartier. Während der letzten Kriegstage 1945 wurde das Gebäude stark beschädigt. 10 Jahre später war die Rekonstruktion weitgehend vollendet, das Wiener Burgtheater konnte in einem Festakt wiedereröffnet werden.

Das Nationaltheater des Landes zeigt historische und moderne Theaterstücke sowie österreichische Literatur in zeitgenössischen Aufführungen. Das Burgtheater bietet ein breit angelegtes Programm von klassischen und zeitgenössischen Stücken bis hin zu experimentellem Theater. Vom Nordflügel des Gebäudes aus werden auch Führungen durch das Theater angeboten.


Weblinks:

Burgtheater Wien - Spielplan, Information und Kartenbestellungen - www.burgtheater.at

Das Burgtheater

Burgtheater (Gebäude)

Das Burgtheater - www.suf.at

Burgtheater - www.aviewoncities.com

Literatur von und über Burgtheater im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Burgtheater: Geschichte, Aktuelles, Nebenbühnen

Theater im Exil, Infos über vertriebene Theaterschaffende unter anderem am Burgtheater in der NS-Zeit

Burgtheater im Austria-Forum


Literatur:

Weltkomödie Österreich: 13 Jahre Burgtheater 1986 bis 1999
Weltkomödie Österreich: 13 Jahre Burgtheater 1986 bis 1999. Band 1: Bilder, Band 2: Chronik

von Hermann Beil und Jutta Ferbers

Das Wiener Burgtheater
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von Ernst Haeussermann

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von Rudolph Lothar

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