Zunächst stieß die Stahlkonstruktion des Eiffelturms auf wenig Liebe
bei namhaften Franzosen: Schriftsteller wie Guy de Maupassant, der
Komponist Charles Gounod und der Opernarchitekt Charles Garnier
wetterten gegen
"den monströsen Turm" und
"die Schande von Paris".
Zahlreiche Persönlichkeiten, darunter Charles Gounod, Alexandre
Dumas, Charles Garnier, William Adolphe Bouguereau und auch Guy de
Maupassant als einer der stärksten Kritiker, veröffentlichten am 14.
Februar 1887, wenige Tage nach Baubeginn, in der damals renommierten
Zeitung »Le Temps« einen Protest der Künstler.
Das Protestschreiben blieb kein Einzelfall; weitere begleiteten die Bauarbeiten. Léon Bloy beschrieb den Eiffelturm als
„wirklich tragische Straßenlaterne“, Paul Verlaine als
„Skelett von einem Glockenturm“ und François Coppée als
„Eisenmast mit starrer Takelage, unvollkommen, konfus und unförmig“.
Bereits vor dem Baubeginn formierte sich unter Intellektuellen und
Künstlern Widerstand gegen den Bau des Eiffelturms. Der Kunst- und
Kulturhistoriker Jacob Burckhardt sah in dem Bauwerk eine Reklame für
die gedankenlosen Tagediebe in ganz Europa und Amerika.
Die starke Ablehnung der Konstruktion aus Eisen und Stahl richtete
sich zum einen gegen die für damalige Zeit immense Höhe, zum anderen
empfand man die offen zur Schau gestellte Konstruktionsweise aus Eisen
mit fehlender Fassade als geradezu skandalös. Zu ungewohnt war für viele
der Anblick eines hohen Turmes mitten im Stadtbild.
Ein weiterer Kritikpunkt der Gegner war der Umstand, dass der Turm
nicht wie die andere Festarchitektur nach der Ausstellung wieder
abgebaut werden, sondern dauerhaft stehen bleiben sollte. Der Protest,
der sich vor allem aus dem akademisch-elitären Umfeld rekrutierte, ließ
sich auch durch Eiffels gewieftes Entgegenkommen nicht beruhigen, den
Turm für einen Bruchteil der Baukosten in Einzelteile zu zerlegen und
ihn an anderer Stelle wieder aufzubauen.
Jeder praktische Aspekt, der sich den Notwendigkeiten des Alltags
unterwarf, konnte dem hehren Kunstbegriff der Traditionalisten nicht
genügen – Industrie und Kunst hatten in ihren Augen strikt getrennt zu
bleiben. Die Proteste vieler Kunstschaffenden dürfen jedoch nicht
darüber hinwegtäuschen, dass in der breiten Masse das Bauwerk von Anfang
an überaus beliebt war und die Baustelle rege besucht wurde.
Trotz der kritischen Diskussion im Vorfeld nahm die Bevölkerung das
neue Wahrzeichen sofort an, so dass die zu hoch ausgefallenen Baukosten
bald wieder eingenommen waren und der Turm zur gewinnbringenden
Attraktion wurde. Von Abriss war da keine Rede mehr, von "Schande" schon
gar nicht: Der Turm hieß im Volksmund nun liebevoll "eiserne Dame".