Mittwoch, 20. September 2017

Kassel soll von Athen lernen


Die documenta steht nach der Beinahe-Pleite in der Kritik. Die Kunstschau wurde von einigen Skandalen begleitet. Politisch instrumentalisierte Kunst, unverständliche Kunstwerke aufgrund von fehlenden Erklärungen und Zusammenhänge und zum Schluss ein Finanzskandal wegen 7 Millionen Euro Defizit. Und sie stand wohl schon viel früher vor dem Aus - hätten nicht Stadt und Land mit Bürgschaften über jeweils 3,5 Millionen Euro eine Insolvenz abgewendet.

Die letzte Handlung wäre es gewesen, zuletzt noch die wunderbare, aus der Erfahrung der Diktatur, des Vernichtungskrieges und des Genozids geborene, weltweit als beispielhaft ausstrahlende zivilisatorische Errungenschaft, die all dies ermöglicht hat, nämlich die documenta selbst, in den Abgrund zu reißen.

Kritik gab es auch am Motto der documenta. Der Arbeitstitel der Kunstaustellung heißt "Von Athen lernen" - eine Idee des künstlerischen Leiters Adam Szymczyk. In Interviews gab er an, dass es ihm darum gehe, die Teilung in Nord- und Südeuropa zu untersuchen. Athen sieht er als Symbol der globalen Finanzkrise und der Krise Europas.

Kassel soll von Athen lernen: Vor zehn Jahren stand Athen vor der Pleite. "Von Athen lernen" - heißt das Schulden machen und Pleite gehen? Von Athen lernen, heißt Schulden machen, das ist zwar nur ein schlechter Scherz mit dem Motto der documenta, aber die nächste documenta wird mit deutlichen finanziellen Einschränkungen schon in der Planung und der Konzeption leben müssen.

Aus künstlerischer Sicht lohnte sich die Kunstschau aber nicht. Statt neuer Positionen habe es nur Klagegesänge über Gewalt, Krieg und Flüchtlinge gegeben. Nur am Rande habe eine ästhetische Auseinandersetzung stattgefunden. Rauterberg spricht deshalb von einer "sehr zustimmungspflichtigen Ausstellung". Nur wer sich als Besucher Belehrung erhofft habe, sei in Kassel oder auch in Athen "gut aufgehoben" gewesen.

Adam Szymczyk entschuldigte sich für die Schulden nicht, sondern kritisierte seinerseits das ausbeuterische System, das die documenta anpragern wollte.

Der Kunstkritiker Georg Imdahl hofft, dass das "finanzielle Debakel" für die Zukunft der Kunstschau auch "heilsame Folgen" haben könnte. "Wir müssen wegkommen vom Wachstumsdenken in Form von Großausstellungen", so Imdahl.

Adam Szymczyk, künstlerischer Leiter der Documenta 14, habe sich sogar als "Apostel der Beschränkung, der Einkehr und der Reduktion" inszeniert, so Rauterberg ergänzend. Am Ende aber seien die Ausgaben höher gewesen als die aller gewesener Kasseler Schauen: Über 200 Künstler an über 80 Standorten.


Weblinks:

documenta: Von Athen lernen - aber was?

Documenta 14: Was sich von Athen lernen lässt..

Die schlüssigste letzte Handlung


Blog-Artikel:

documenta 14 in Athen eröffnet

Samstag, 16. September 2017

documenta 14 in Kassel geht zu Ende

documenta 14 in Kassel schliesst

Die documenta 14 in Kassel geht nach 100 Tagen an diesem Wochende zu Ende. Sie wurde begleitet von künstlerischen Missverständnissen, einigen Skandalen und einer Finanzkrise zum Schluss. Die documenta zählt als größe Kunstschau der Moderne.

Diese documenta ist – wie angekündigt – tatsächlich neue Wege gegangen – allerdings nicht künstlerisch, sondern eher politisch. Denn dieser Kunstschau genügte es nicht, die Krise der Demokratien unter der Diktatur der Finanzindustrie auszurufen. Sie kündete auch – und damit ist sie zumindest interessanter als die sich naiv affirmativ auf bestehende Konzepte von Werk und Künstler zurückziehende Venedig-Biennale – von einem tiefsitzenden Unbehagen an der Kunst.


Dieser documenta ist es nicht gelungen, Verständnis für die Kunst zu wecken und sich dem Publikum zu öffnen. Das neue künstlerische Konzept des Kurators ist nicht überall auf Verständis gestossen. Die unter dem Eindruck der Krise der Demokratien stattfindende Kunstschau ist dagegen für politische Zwecke instrumentalisiert worden.


Diese politisch instrumentalisierte documenta haben viele nicht verstanden. Und die documenta ist finanziell an ihre Grenzen gestossen. Der künstlerische Anspruch und die Doppelausstellung in Kassel und Athen hat diese documenta finanziell überfordert.

Die documenta 14 wurde von einigen Skandalen begleitet. Politisch instrumentalisierte Kunst, unverständliche Kunstwerke aufgrund von fehlenden Erklärungen und Zusammenhänge und zum Schluss ein Finanzskandal wegen 7 Millionen Euro Defizit. Und sie stand wohl schon viel früher vor dem Aus - hätten nicht Stadt und Land mit Bürgschaften über jeweils 3,5 Millionen Euro eine Insolvenz abgewendet.

Die letzte Handlung wäre es gewesen, zuletzt noch die wunderbare, aus der Erfahrung der Diktatur, des Vernichtungskrieges und des Genozids geborene, weltweit als beispielhaft ausstrahlende zivilisatorische Errungenschaft, die all dies ermöglicht hat, nämlich die documenta selbst, in den Abgrund zu reißen.

Adam Szymczyk entschuldigte sich für die Schulden nicht, sondern kritisierte seinerseits das ausbeuterische System, das die documenta anpragern wollte.

Unter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, daß es sich um die letzte documenta in dieser Form gehandlt hat. Kassel soll von Athen lernen: Die nächste documenta wird mit finanziellen Einschränkungen leben müssen.

Weblink:

Die schlüssigste letzte Handlung

Blog-Artikel:

documenta 14 in Athen eröffnet

Mittwoch, 13. September 2017

Renzo Piano 80. Geburtstag

Renzo Piano

Renzo Piano wurde vor 80 Jahren am 14. September 1937 in Genua geboren. Renzo Piano ist ein italienischer Architekt und gilt als einer der größten Architekten der Gegenwart. Die Bauten des Bau-Virtuosen sind getragen durch eine Poesie der Leichtigkeit. Die Vielzahl der Bauten Renzo Pianos ist ebenso beeindruckend wie die Bandbreite in Maßstab, Formsprache und Baustoffen.

Renzo Piano gilt als ein Meister der Bautechnik. Durch den Bau von zahlreichen Gebäuden rund um den Globus mit den verschiedensten Konstruktionen und Baumaterialien beweist er seine Fähigkeiten im Bereich der Bautechnologie. Bei all seinen Projekten dient die Technologie dazu, das Licht zu beleben, das Umfeld zu respektieren und die Integration in die Natur zu ermöglichen.

»Eine der schönsten Eigenheiten der Architektur ist es, 
dass das Leben jedes Mal von Neuem zu beginnen scheint.«

Renzo Piano

1977 gründete Renzo Piano mit dem Ingenieur Peter Rice ein gemeinsames Büro mit dem Namen »Piano & Rice«. Sie führten das Büro bis zu Rice's Tode im Jahre 1993. Renzo Piano lernte viel von seinem guten Freund Peter Rice. Anfang der 1980er-Jahre verwandelte sich das Studio in einen »Building Workshop« mit Büros in Paris und Genua. Der neue Name sollte vor allem den Teamwork-Charakter der gemeinsamen Arbeit unterstreichen.

In Berlin war Piano unter anderem mit der Bebauung eines Teils des Potsdamer Platzes betraut und führte dort zeitweise ebenfalls ein Büro. Dazu war Renzo Piano an der Planung von Großprojekten, wie der Terminal des »Kansai International Airport« in Osaka, Japan, und die Umgestaltung des »Porto Antico« (»Alter Hafen«) in seiner Heimatstadt Genua beteiligt.

»Ich hasse Moralisten. Es liegt doch so:
Der einzige Weg, bessere Lebensbedingungen in der Stadt herzustellen, 
ist Business dorthin zu bringen, wo es benötigt wird.«
Renzo Piano

Zentrum Paul Klee in Bern

Renzo Piano gilt als der führende Architekt für Museumsbauten. Seinen Ruf als Museumsarchitekt erhielt Piano mit Projekten wie der »Menil Collection« in Houston, Texas, der »Fondation Beyeler« in Riehen bei Basel, dem Tjibaou-Kulturzentrum in Nouméa auf der Südseeinsel Neukaledonien, dem »Nasher Sculpture Center« in Dallas, Texas, und dem 2005 fertiggestellten »Zentrum Paul Klee« in Bern. Zudem gestaltete er in Italien zwei große Auditorien: das »Auditorium Niccolò Paganini« in Parma und das »Auditorium Parco della Musica« in Rom.

Renzo Piano gehört zur Weltelite der Architekten. Zwischen 1978 und 2000 erhielt er über 30 Architekturpreise. Renzo Piano wurde für sein Werk mit vielen Preisen, wie u.a. dem »Pritzker-Preis« und dem »Praemium Imperiale«, ausgezeichnet.

Sonntag, 10. September 2017

Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals

Jedes Jahr öffnen am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen. An diesem Tag sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. Der Denkmaltag bietet dem Besucher dabei in wohl einmaliger Weise "Geschichte zum Anfassen". Über 7.500 Denkmale in Deutschland öffnen ihre Türen für Besucher. Der Tag des offenen Denkmals steht in diesem Jahr unter dem Motto "Macht und Pracht".

In fachkundigen Führungen berichten Denkmalpfleger an konkreten Beispielen über die Aufgaben und Tätigkeiten der Denkmalpflege. Archäologen, Restauratoren und Handwerker demonstrieren Arbeitsweisen und -techniken und lenken den Blick auf Details, die einem ungeschulten Auge verborgen bleiben.


1984 rief der französische Kulturminister Jack Lang die »Tage der offenen Türen in historischen Sehenswürdigkeiten« (»Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques«) ins Leben, die seitdem in vielen weiteren Ländern als »European Heritage Days« und in Deutschland jeweils am 8. September als »Tage des offenen Denkmals« stattfinden.

Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. 2006 wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Aktion Tag des offenen Denkmals als "Ort des Tages" der Kampagne Deutschland - Land der Ideen ausgezeichnet.

Der Tag des offenen Denkmals kommt nur dank der Initiative vieler Institutionen, Kreise, Städte, Gemeinden, Verbände, Vereine, privater Denkmaleigentümer und Bürgerinitiativen zustande.

Weblinks:

Tag des offenen Denkmals - www.tag-des-offenen-denkmals.de

Bundesweites Programm

Samstag, 9. September 2017

74. Filmfestspiele von Venedig

74. Filmfestspiele von Venedig

Das älteste Filmfestival der Welt dauert vom 30. August bis zum 9. September. Mit großer Spannung werden in diesem Jahr die Regiearbeiten von George Clooney, Darren Aronofsky, Guillermo del Toro, Abdellatif Kechiche oder Ai Weiwei erwartet. Die beiden Leinwand-Ikonen Jane Fonda und Robert Redford werden am ersten September mit dem Goldenen Löwen als Ehrenpreis für ihr Lebenswerk geehrt. Deutsche Regisseure sucht man in diesem Jahr übrigens vergebens im Wettbewerb. 21 Filme konkurrieren also 2017 um die begehrte Auszeichnung am Lido.

Die "Mostra" in Venedig zählt zu den drei bedeutendsten Filmfestspielen der Welt. Natürlich haben sich seit der ersten Ausgabe im Jahr 1932 rund um den Palazzo del Cinema einige Geschichten, Kontroversen und Skandale abgespielt. Ins Leben gerufen von dem faschistischen Industriellen Graf Giuseppe Volpi di Misurata, musste sich die Jury beispielsweise im Jahr 1938 dem Druck aus Berlin beugen und erklärte kurzerhand Leni Riefenstahls "Olympia" zum besten ausländischen Film, anstatt eines amerikanischen Beitrags, wie ursprünglich vorgesehen. Dies passierte sehr zum Ärger der verantwortlichen Briten und Amerikaner, die stinkesauer abreisten.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand das Festival in seiner heutigen Form, mit all seiner Weltoffenheit.Ab diesem Zeitpunkt war das Filmfestival von Venedig des Öfteren entscheidender Wegbereiter für junge Talente und neue Kinotrends. Von hier aus trat die asiatische Filmkunst in den 1950er Jahren ihren Siegeszug um den ganzen Globus an.

Im Jahrzehnt darauf dominierten hingegen die Einheimischen das Geschehen: Namen wie Francesco Rosi, Michelangelo Antonioni, Gillo Pontecorvo, Luchino Visconti, Federico Fellini, Roberto Rosselini, Bernardo Bertolucci und Pier Paolo Pasolini sind eng mit dem Festival am Lido verbunden.

Samstag, 2. September 2017

Herzogin Anna Amalia-Bibliothek in Weimar


Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek wurde 1691 als „Herzogliche Bibliothek“ von Herzog Wilhelm Ernst in Weimar gegründet. Die „Herzogliche Bibliothek“ - heute benannt nach der Herzogin Anna Amalia (1739–1807), die Mutter Carl Augusts - ist ein Schmuckstück der Rokoko-Architektur. Der Besuch der Herzogin Anna Amalia-Bibliothek in Weimar gehört zum guten Ton der Gebildeten. Dort wandelten schon immer die Geistesgrößen der Stadt.

Zu gerne hätte man da einmal ein Gespräch belauscht, wenn sich Goethe, Schiller, Herder und Wieland in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zum plaudern und philosophieren getroffen haben. Ging es wirklich immer hochgeistig zu unter dem „Vierergestirn der Weimarer Klassik“?

Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik.


Seit 1998 gehört sie als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe.

Am Abend des 2. September 2004 brach ein Brand im Dachstuhl des Hauptgebäudes aus, der im zweiten Geschoss des Rokokosaales von der Feuerwehr gestoppt werden konnte. Die Brandursache konnte auch nach einem Abschlussgutachten des Bundeskriminalamtes nicht eindeutig geklärt werden. Menschen trugen dazu bei, ihre Kulturschätze nach dem verheerenden Brand zu retten.


Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek gehört bei einem Weimar-Besuch natürlich zum Pflichtprogramm. Wer in erster Linie den berühmten Rokokosaal sehen will, sollte sich möglichst vormittags eine Karte besorgen – mehr als 290 Besucher täglich werden nicht eingelassen, die letzten Eintrittskarten kann man um 14.30 Uhr kaufen.

Die Informationen zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek finden sich hier:

Klassik Stiftung Weimar - www.klassik-stiftung.de

Weblink:

Die gute Stube von Goethe, Schiller, Herder und Wieland - saetzeundschaetze.com

Literatur:

Anna Amalia. Herzogin von Weimar
Anna Amalia. Herzogin von Weimar
von Annette Seemann

Johann Sebastian Bach im Gefängnis


Johann Sebastian Bach saß im Herbst 1717 vier Monate wegen Aufmüpfigkeit gegen den seinen Landesherrn und Herzog, mit dem er sich über verkracht hatte, im Gefängnis. So ein Dickkopf! Wegen "Halsstarrigkeit" kam Johann Sebastian Bach ins Gefängnis. Er hatte sich schlicht geweigert seinem Auftraggeber weiter treu zu dienen. Erst am 2. Dezember kam der Komponist wieder aus dem Gefängis frei.

Zum einen war es erst einmal wohl gekränkte Eitelkeit, die ihn dazu veranlasste, nichts mehr für seinen Weimarer Dienstherren Herzog Wilhelm Ernst zu komponieren. Hatte dieser doch tatsächlich Georg Phillip Telemann und nicht ihm die Stelle des Kapellmeisters angeboten. Und das, obwohl Bach seit neun Jahren beste Arbeit für den Herzog geleistet hatte und für diese Stelle wie geschaffen war.

Auf Bachs förmliches Gesuch antwortete der Herzog nicht, eine Audienz gewährte er ihm nicht und - der Gipfel der Frechheit - er strich die Notenpapierlieferungen an Bach.

Da der neue potentielle Arbeitgeber - Fürst Leopold von Köthen - Bachs Talent besser zu schätzen wußte und ihn vom Lakai in den Rang eines Hofoffiziers erheben wollte. Bach sollte in Köthen die alleinige Verantwortung über die Hof-, Kammer- und Tafelmusik erhalten. In Köthen boten sich also großartige Möglichkeiten für seine musikalischen Ambitionen.

Der Wunsch Wohnort und Arbeitgeber zu wechseln, führte jedoch schnell zu politischen Verwicklungen. Zumal, wenn er sich über das geltende Recht hinwegsetzte und mit Fürst Leopold von Köthen einen Vertrag abgeschlossen hatte, ohne vorher daheim in Weimar Herzog Wilhelm Ernst um Entlassung zu bitten. Ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Herzogs durfte Bach nicht wegziehen, er war eben nur ein Lakai. Und so saß er fest.

Weblinks:

Bach wird aus dem Gefängnis entlassen - www.br.de

Johann Sebastian Bach-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Johann Sebastian Bach-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de