Donnerstag, 1. August 2019

Anne Franks letzter Eintrag in das Tagebuch


Mit den Worten "und suche immer wieder nach einem Mittel, so zu werden, wie ich gern sein möchte ..." beschließt die 14-jährige Anne Frank am 1. August 1944 ihre mehr als zweijährigen Tagebuch-Aufzeichnungen.


Aus Angst, vor dem Nazis entdeckt und in ein Konzentrationslager deportiert zu werden, hielt sich da jüdische Mädchen mit seiner Famlie zwischen 1942 und 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckt.

In ihren Tagebuch hielt Anne die Ängste und Sorgen während dieser Zeit fest. Drei Tage nach dem letzten Eintrag flog das Versteck der Familie auf.


Weblink:


Donnerstag, 25. Juli 2019

Otto Dix 50. Todesstag

Otto Dix

Otto Dix starb vor 50 Jahren am 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel. Dix war ein bedeutender deutscher Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts und einer der bekanntesten deutschen Künstler.

Otto Dix’ Werk ist von stilistischer Vielfalt geprägt, bleibt jedoch in seiner künstlerischen Grundhaltung dem Realismus verpflichtet. Am bekanntesten sind diejenigen seiner Gemälde, die der Neuen Sachlichkeit (Verismus) zugerechnet werden. Zu seiner Zeit als Bürgerschreck verschrien, gilt Dix heute mit seinen realistischen Arbeiten über Krieg, Großstadt und Prostitution als eine der faszinierendsten und schillerndsten Persönlichkeiten der Kunst der Moderne.

Dix gilt als exzellenter Zeichner und hinterließ mehr als 6.000 Zeichnungen und Skizzen. Die umfangreichsten Werksammlungen befinden sich im Kunstmuseum Stuttgart und im Museum Gunzenhauser in Chemnitz. Den weltweit größten Bestand an Arbeiten auf Papier besitzt die Galerie Albstadt.

Otto Dix: Der unerschrockene Blick. Eine Biographie

Otto Dix: Der unerschrockene Blick. Eine Biographie


Er studierte an der Dresdner Kunstakademie, wo er später auch lehrte. Otto Dix prägte wie kaum ein anderer Maler das Gesicht der Weimarer Republik. Seine Bilder der Neuen Sachlichkeit wirken wie Ikonen einer so schillernden wie bedrückenden Zeit.

Die Nationalsozialisten diffamierten seine Kunst als „entartet“, und Dix verlor seine Professur an der Dresdner Akademie. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 ließ sich der Künstler am Bodensee nieder. Dort wandte der Maler sich unverfänglichen, z.T. christlichen Themen und der Landschaft zu. Nach 1945 setzte er seine Karriere trotz der vorherrschenden Abstraktion fort, erfuhr in beiden deutschen Staaten Anerkennung, ließ sich aber von keiner Strömung und Kulturpolitik vereinnahmen.

Nach 1945 blieb Dix ein Außenseiter in den sich auch künstlerisch mehr und mehr voneinander entfernenden deutschen Staaten: Er konnte sich weder mit dem Sozialistischen Realismus der DDR noch mit der abstrakten Nachkriegskunst der BRD identifizieren. Dennoch erfuhr er in beiden Staaten hohe Anerkennung und zahlreiche Ehrungen. Viele Arbeiten des Spätwerks sind von christlicher Thematik geprägt.

Dix malte das, was er sah. Maßstab der eigenen Arbeit war dabei nicht das explizit Hässliche oder das atemberaubend Schöne, sondern allein die Wirklichkeit: „Also ich bin eben ein Wirklichkeitsmensch. Alles muss ich sehen“. So zog Dix 1963 Bilanz. Seine Worte sind das Motto der Ausstellung. Das Zeppelin Museum zeigt den Besucherinnen und Besuchern alles: Alles sollen sie sehen!

Das Otto-Dix-Haus in Gera ist das Geburtshaus des Malers Otto Dix, es steht am Mohrenplatz 4. Das denkmalgeschützte Haus wurde 1991, zum 100. Geburtstag von Otto Dix, ein Kunstmuseum, das auf zwei Etagen ausstellt.

Mit über 400 Arbeiten verfügt die Friedrichshafener Kunstsammlung über eine der umfangreichsten Werkbestände von Otto Dix weltweit. Erstmals überhaupt zeigt das Zeppelin Museum in einer umfassenden Ausstellung seinen eindrucksvollen Werkbestand von Otto Dix. Mit über 400 Arbeiten zählt dieser zu den größten weltweit: 21 Gemälde, 110 Zeichnungen und 275 Grafiken aus allen Schaffensperioden.

Otto Dix wurde am 2. Dezember 1891 in Gera in Thüringen geboren.


Weblink:

Otto Dix – Alles muss ich sehen! - zeppelin-museum.de - www.zeppelin-museum.de

Literatur:

Otto Dix: Der unerschrockene Blick. Eine Biographie

Otto Dix: Der unerschrockene Blick. Eine Biographie
von Olaf Peters

Otto Dix: 1891 - 1969. Leben und Werk
Otto Dix: 1891 - 1969. Leben und Werk
von Ingo F. Walther und Eva Karcher

Otto Dix: 1891 - 1969. Leben und Werk

Otto Dix. Zum 100. Geburtstag, 1891-1991
von Wulf Herzogenrath

Samstag, 20. Juli 2019

Ilja Repin 175. Geburtstag

Ilja Repin

Ilja Jefimowitsch Repin wurde vor 175 Jahren am 24. Juli 1844 in Tschugujew im Gouvernement Charkow geboren. Ilja Repin war ein russischer Maler und. gilt als der bedeutendste Vertreter der russischen Realisten.

Ilja Repin gehörte zu der Künstlergruppe der »Perewischniki«. Diese Avantgarde-Bewegung rebellierte gegen Formalismus und Tradition der »Russischen Akademie der Schöben Kündte« und erklärte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu ihren Idealen.

Ilja Repin war einer der führenden Vertreter der russischen Peredwischniki-Bewegung, einer Wanderausstellungen organisierenden Gruppe von Malern des Realismus. Sie waren Vorreiter einer neuen Strömung in der Kunst, die sich gegen die Tradition der St. Petersburger Akademie der bildenden Künste auflehnte und sich für das Ideal einer ur-russischen Kunst einsetzte.


Repins ausdrucksvolle Werke vermitteln psychologische Tiefe und veranschaulichen die gesellschaftlichen Probleme und Spannungsfelder seiner Zeit. Dieses Buch lädt dazu ein, die prächtigsten Kunstwerke des progressiven Realisten zu entdecken, dessen Arbeit letztendlich nicht nur viele sozial orientierte Kunstbewegungen beeinflusst hat.+

Die stilistische Entwicklung des russischen Malers Ilja Repin hat angefangen mit seinem detailreichen Realismus der frühen Jahre, über seine atmosphärischen Studien im Sinne des Impressionismus bis hin zu den politischen Bildern seines Spätwerks. Brennpunkte seiner Kunst waren die Metropolen Moskau und St. Petersburg. Seine monumentalen Schilderungen des russischen Alltagslebens, seine Gesellschaftsszenarien, seine Historienbilder und Porträts fügen sich zu einem facettenreichen Epochengemälde zwischen Tradition und Aufbruch in eine neue Zeit.

Er wurde mit seinem Gemälde »Treidler an der Wolga« berühmt, einem Symbol des unterdrückten russischen Volkes, das an seiner Kette zerrte.

Ilja Repin
Ilja Repin

Nach der russischen Niederlage im russisch-japanischen Krieg 1905 kam es in Russland zu Unruhen. Die brutale Niederschlagung eines friedlichen Demonstrationszugs am »Petersburger Blutsonntag« inspirierte Repin zu den kritischen Gemälden »Blutiger Sonntag« und »Rote Beerdigung«.

Repin zog sich vom Lehrbetrieb zurück und engagierte sich gemeinsam mit Tolstoi gegen die Todesstrafe. Noch einmal besuchte er 1911 Rom; danach schrieb er in Kuokkala seine Memoiren.


Mit dem Ersten Weltkrieg und der russischen Revolution änderten sich die Grenzziehungen, und Kuokkala wurde von Russland getrennt. Repin war ab 1918 finnischer Staatsbürger.

Sein Interesse als Maler wendete sich biblischen Themen zu. Großes Ansehen genoss er auch nach der Gründung der Sowjetunion.

Am 29. September 1930 starb Ilja Repin auf seinem Landsitz und wurde dort auch beigesetzt. 1940 wurde das Gebiet wieder russisch und heute gehört es zur Oblast Leningrad.


Literatur:

Ilja Repin
Ilja Repin
von Grigori Sternin und Jelena Kirillina

Ilja Repin: Auf der Suche nach Russland
Ilja Repin: Auf der Suche nach Russland
von Angelika Wesenberg und Nicole Hartje

Ilja Repin und seine Malerfreunde: Russland vor der Revolution
Ilja Repin und seine Malerfreunde: Russland vor der Revolution
von Von der Heydt-Museum Wuppertal und Michael Baltus

Samstag, 13. Juli 2019

Zwei neue Welterbe-Stätten in Deutschland

Der Herkulesbrunnen in Augsburg - Teil des ins Weltkulturerbe aufgenommenen Wassermanagements der Stadt

Deutschland ist um zwei Weltkulturerbe-Stätten reicher: Die UNESCO hat Augsburgs historisches Wassermanagement und die deutsch-tschechische Region Erzgebirge/Krušnohoří in die Liste schützenswerter Kulturdenkmäler aufgenommen. Damit kann die Bundesrepublik nunmehr 46 Welterbe-Stätten verzeichnen.

Die UNESCO hat zwei in Deutschland gelegene Stätten als Weltkulturerbe anerkannt. Bei seiner Sitzung in Aserbaidschans Hauptstadt Baku entschied das Komitee, dass das historische Bergbaugebiet Erzgebirge/Krušnohoří in Deutschland und Tschechien sowie das historische Wassermanagementsystem Augsburgs zur Liste schützenswerten Erbes gehören.

Zur Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří gehören mehrere Bergwerke, historische Städte und Bergbaulandschaften sowie die Bergakademie in Freiberg. Deutschland und das Nachbarland Tschechien hatten den Antrag für die Region gemeinsam bei der UNESCO eingereicht. In der Grenzregion wurde vom 15. Jahrhundert an Silber und später Uran abgebaut. Zur Bewerbung gehörten insgesamt 22 Stätten, von denen 17 in Deutschland und fünf in Tschechien liegen.

Das Wassermanagementsystem in Augsburg, das sich durch die gesamte Altstadt zieht, diente später der 1609 fertiggestellten Stadtmetzgerei zur Kühlung des Fleisches und zur Abfallentsorgung. Heute können Besucher die Anlage an mehr als 20 Stationen besichtigen.

Augsburg ist von einer Reihe von Wasserkanälen durchzogen. Die Kanäle Hinterer und Mittlerer Lech sind Teil des Wasserversorgungssystems, das die Römer in Augsburg entwickelten. Es zählt nun zum Weltkulturerbe.





Samstag, 6. Juli 2019

Kulturhauptstadt Plowdiw


Im Jahr 2019 ist Plovdiv, das alte Phillipopel oder Phillipolis wie es Griechen und Römer nannten, eine der beiden europäischen Kulturhauptstädte. Die zweitgrößte bulgarische Stadt Plowdiw ist 2019 Kulturhauptstadt Europas. Unter dem Motto "Zusammen" will sie ihren kulturellen Reichtum zeigen.

Plowdiw ist eine der ältesten Städte in Europa. Die Bulgaren sagen über Plovdiv, dass wenn die Schönheit eines Ortes zählen würde, dies die Hauptstadt sein müsste. In der Altstadt begegnen sich das alte Thrakien, die osmanische Zeit und das 19. Jh. Philipp von Makedonien verlieh der Stadt 342 v. Chr. die Stadtrechte. Zur Zeit der Römer war es die Hauptstadt der Provinz Thrakiens.

Plovdiv, die Schöne, ist auf sechs Hügeln erbaut mit vielen Bauwerken, die auf frühere Zivilisationen wie Thraker, Griechen, Römer, Byzantiner und Osmanen zurückgehen.


Auf einem Stadtrundgang entdeckt man die Überbleibsel aus thrakischer, römischer und byzantinischer Zeit. Besondere Beachtung verdient der Architekturkomplex «Altes Plovdiv», bestehend aus liebevoll restaurierten Wiedergeburtshäusern.
Plovdiv ist eine der ältesten Städte der Welt, ein Sehnsuchtsort für Kulturschaffende und Kreative, ein angesagter Ort für Jungunternehmer - und Europäische Kulturhauptstadt 2019.

Plowdiw, sitzende Staue eines Narren. Dahinter der Schriftzug "together"

Um das antike Erbe und seine multikulturelle Vergangenheit und Gegenwart zu feiern, hat man sich als Europäische Kulturhauptstadt für das Motto "Together" ("Zusammen") entschieden.

Projekte der Kulturhauptstadt

Weblink:

Plowdiw - Europäische Kulturhauptstadt 2019 - YouTube

Samstag, 22. Juni 2019

Varna - Festival- und Kongresszentrum Bulgariens

Varna Goldküste

Varna ist auch als „Perle des Schwarzen Meeres" und für sein ganzjährig milde Klima bekannt. Neben antiken Stätten, Museen, Galerien und unglaublich schönen Sandstränden präsentiert sich die drittgrößte Stadt Bulgariens weltoffen und bietet dabei ein reiches kulurellles Angebot.


Kulturell hat Varna einiges zu bieten, z.B. eine Entspannung in einem der römischen Bäder aus dem zweiten Jahrhundert oder die Besichtigung des beeindruckenden archäologischen Museums, in dem die aufregende Vergangenheit der Region anhand faszinierender Ausstellungen erlebt werden kann.

Varna ist ein weltberühmtes Seebad mit internationalem Flair und bei Touristen sehr beliebt. Die Stadt ist Gastgeber von vielen internationalen Veranstaltungen wie dem internationalen Musikfestival „Sommer in Varna“, den Filmfestivals „Die Liebe ist Wahnsinn“ und „Die goldene Rose“ und andere.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Varna sind der Uhrturm, das Planetarium, das Pantheon, das Portaldenkmal und all die reich mit Fresken und Ikonen ausgestatteten Kirchen. Zwischen dem Zentrum und der Küste liegt ein Gebiet, in dem noch heute viele alte Jugendstilfassaden zu sehen sind, teils stark vom Zahn der Zeit zerfressen, teils auch gut gepflegt und renoviert.


Varna ist eine moderne Stadt mit einem reichen Kulturkalender. Zu den kulturellen Highlights gehören das Internationale Theaterfestival "Varnaer Sommer", das Festival der Ethnie, das Internationale Jazzfestival "Varnaer Sommer", das Internationale Folklorefestival – Varna, das Internationale Filmfestival "Die Liebe ist verrückt", das Internationale Festival der Puppenkunst „Das goldene Delphin“, der Internationale Fotografiesalon, das Festival des bulgarischen Films "Goldene Rose".

In Varna befinden sich auch zwei der modernsten multifunktionalen Säle im Land – das Schloss der Kultur und des Sports sowie das Festival- und Kongresszentrum, welche die Durchführung von vielen internationalen Kinofestivals, Wissenschaftsforen und Sportereignissen ermöglichen.

Das Festival- und Kongresszentrum befindet sich am Eingang des Meergartens und wird genutzt für Kongresse, Symposien, Festivals, Konzerte, Vorstellungen, Ausstellungen und Bazare. Das Zentrum verfügt über 11 multifunktionale Hallen, 250 m² Ausstellungsfläche, Luxusrestaurants und Kaffeehäuser und ist ausgerüstet mit moderner Technik.

Die Lage der Stadt Varna am Goldstrand (an der nördlichen Schwarzmeerküste), sowie die reichen Narurschätze machen Varna zu einem der berühmtesten Kurorte der Welt und dem größten in der Schwarzmeerregion. Varna ist auch Schnittpunkt zwischen dem Mittleren Osten und Westeuropa.

Varna ist eine sonnenverwöhnte Stadt an dem bulgarischen Goldstrand.Mit über 400 Kilometern Küstenlinie ist die bulgarische Riviera ein ideales Reiseziel für Sonnenanbeter und Wassersportler. Die Resorts am Goldstrand befinden sich nur 20 Kilometer von Varna entfernt und bieten Ihnen neben erstklassigen Stränden ein ebenso gutes Nachtleben.


Weblinks:

Stadt Varna - Bulgariatravel - bulgariatravel.org

Varna « Goldstrand in Bulgarien - www.goldstrand.fakten-und-infos.de

Literatur:

MARCO POLO Reiseführer Bulgarische Schwarzmeerküste
MARCO POLO Reiseführer Bulgarische Schwarzmeerküste: Reisen mit Insider-Tipps. Inklusive kostenloser Touren-App
von Ralf Petrov

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Bulgarien: mit Extra-Reisekarte
DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Bulgarien: mit Extra-Reisekarte
von Georgi Palahutev und Simone Böcker

Donnerstag, 20. Juni 2019

Vor 200 Jahren Goethes »West-östlicher Divan« entstanden

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819


Der »West-östlicher Divan« von Johann Wolfgang Goethe ist eine orientalische Gedichtsammlung und ein berühmter Lyrikzyklus. Die Erstfassung aus dem Jahr 1819 wurde von Joseph Kiermeier-Debre herausgegeben. Der »West-östliche Divan« erschien erstmals 1819 und im Jahr 1827 in einem erweiterten Umfang. Es ist Goethes umfangreichste Gedichtesammlung. Sie wurde durch die Werke des persischen Dichters Hafis inspiriert, der etwa von 1320 bis 1389 gelebt hat.

Der persische Dichter Hafis war ein erklärter Liebhaber der Sprache, und diesem Gedanken gab er im 14. Jahrhundert allegorische Gestalt: In seinem Diwan tritt die "Wortbraut" als mystische Verkörperung der Lyrik auf, um Gott, Wein und Liebe zu besingen:"Bräuten in der Locken Ranken,/ denen Schleier, leicht und licht, / Halb nur hüllen den Gedanken, / gleicht, o Hafis, dein Gedicht".

Die Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis seines West-östlichen Divans eröffnet Goethe mit den Worten: "Wer das Dichten will verstehen / Muß ins Land der Dichtung gehen; / Wer den Dichter will verstehen / Muß in Dichters Lande gehen."

Dieser wunderschöne Vierzeiler, den er dem prosaischen Teil des »Divan« vorausschickt, ist aber nicht nur für den Divan-Leser von Bedeutung, sondern auch für uns. Denn wenn wir verstehen wollen, an was sich die Orientbegeisterung Goethes manifestierte, wodurch sie sich bedingt und letztendlich in die Produktion eines seiner herausragendsten Werke mündete, muss der Mensch Goethe und natürlich die Zeit, in der er sich bewegt hat, ergründet werden.

Beflügelt von dem Toleranzgedanken der Aufklärung und wirkungsmächtigen Gestalten wie Voltaire, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit Goethes zeitlebens auf die Kunst. Er begeisterte sich für die schönen Dinge im Leben – solche, die ihm Freude bereiteten, die ihn auf intellektuelle Reisen schicken konnten und seine Wissbegierde nährten.



Berauscht von der Lektüre des »Diwans« im Juni 1814 übernahm Johann Wolfgang von Goethe auch das romantische Bild von der "Wortbraut" und stellte es als gleichnishaftes Motto dem Buch Hafis seines West-Östlichen Divans (1819/1827) voran: "Sei das Wort die Braut genannt" - eine Hommage an den persischen "Zwilling", die der Weimarer Geheime Rat auch als Verpflichtung für das eigene Schreiben verstand.


Tatsächlich ist Goethe in seiner Auseinandersetzung mit Hafis ein überaus sinnliches Stück Weltliteratur gelungen, dessen Verfasser das gesamte Spektrum literarischer Möglichkeiten wie ein Bräutigam umgreifen will und in souveräner Beherrschung von alltäglicher und gehobener, euphorischer und ironischer Rede die "Lieb-, Lied- und Weinestrunkenheit" im Harem der Worte zu vermählen sucht.



Die orientalische Gedichtsammlung ist in zwölf Bücher eingeteilt. Ein Anteil der Gedichte geht auf Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer (1784 – 1860) zurück, von der auch unmittelbar einige Gedichte des Divan stammen, zum Beispiel: ‚Sag ihm, aber sag's bescheiden: / Seine Liebe sei mein Leben! / Freudiges Gefühl von beiden / Wird mir seine Nähe geben.‘ (Buch 8) Anders als der Dichter Rudyard Kipling (‚Ost ist Ost, West ist West, sie werden nie zueinander kommen‘) begegnet Goethe dieser persischen Dichtung mit Gelassenheit: ‚Gottes ist der Orient! / Gottes ist der Occident! / Nord- und südliches Gelände / Ruht im Frieden seiner Hände!‘ (Buch 1).

Am deutlichsten wird diese quasi erotische Verbindung von Werk und Schöpfer im Buch Suleika, jenem autobiographisch an die 30jährige Marianne von Willemer gerichteten Meisterstück, das den Austausch mit der Geliebten zum leidenschaftlichen Dialog des 66jährigen Dichters auch mit der Sprache werden läßt: "Sich liebend aneinander zu laben / Wird Paradieses Wonne sein".

Daß Marianne - wie man inzwischen weiß - einige der schönsten Gedichte zum Buch Suleika beisteuerte, hebt das Zwiegespräch zwischen der jungen Suleika und dem greisen Hatem innerhalb der Sammlung auf ein neues, pikant-intimes Niveau.

"Den berauschendsten Lebensgenuß hat Goethe hier in Verse gebracht", schrieb Heinrich Heine 1836 in der Romantischen Schule, "und diese sind so leicht, so glücklich, so hingehaucht, so ätherisch, daß man sich wundert, wie dergleichen in der deutschen Sprache möglich war". Möglich war dieser unbeschreibliche Zauber des Divans nur als trunkene, raumzeitlich losgelöste Liebeserklärung des Dichters an die unendliche, Orient und Okzident, Geist und Humor, Jugend und Alter, Liebhaber und Geliebte in jeder Strophe neu vereinende Poesie.

Der Schwiegertochter Ottilie erläuterte Goethe am 21. Juni 1818 die Absicht seiner Dichtung: "Ihre Bestimmung ist es, uns von der Gegenwart abzulösen und uns für den Augenblick dem Gefühl nach in die grenzenlose Freiheit zu versetzen. Dies ist zu einer jeden Zeit wohltätig, besonders zu der unseren". Wenn dies mit einer derart lyrischen Virtuosität wie im West-Östlichen Divan gelingt, gilt dieser Auspruch bis heute.

Die orientalische Gedichtsammlung ist mehr als lyrische Spielerei, als tändelnde Liebelei, denn als kultureller Brückenschlag zu verstegen.


Literatur [ >> ]:

West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
West-oestlicher Divan: Stuttgart 1819
von Johann Wolfgang Goethe

Weblink:

Was den Dichter in die geistige Ferne trieb - Quantara.de


Blog-Artikel:

Vor 200 Jahren Goethes »West-östlicher Divan« entstanden - Gastbeitrag

Literatenwelt-Blog